Unterwegs in Deutschland

Schloss Arff

Anläßlich einer Festveranstaltung auf Schloss Arff hat unser Freund Dr. Rolf Iffland geschichtliche Informationen zum Schloss und seiner weiteren Umgebung zusammengetragen.

Das Gelände, auf dem Schloss Arff gebaut wurde, gehört zur Gemeinde Roggendorf/Thenhoven, die wie Worringen 1922 von Köln eingemeindet wurde. Damit war Arff das erste Schloss auf Kölner Boden und bis 1975 auch das einzige. Durch die Gebietsreform von 1975 wurden Wahn und damit auch das Wahner Schloss von Köln eingemeindet. 

 

Während im Mittelalter Köln eine der reichsten Städte in Europa war und von einem wahren Bauboom wie bei den romanische Kirchen erfasst wurde, ist die Zahl erwähnenswerter Bauten aus dem Barock wie z.B. Schloss Arff sehr eingeschränkt. Die Ursache dafür geht auf das Mittelalter zurück, in dem die Schlacht bei Worringen für die Entwicklung von Köln und Umgebung ein einschneidendes Ereignis war, dessen Ursache an Banalität kaum zu überbieten ist.

Der Beginn des frühen Mittelalters in Europa wird meist auf einen Zeitraum um 500 n. Chr. datiert und ist mit dem Niedergang Westroms und der Völkerwanderung verbunden. Gleichzeitig nahm der Einfluss des Christentums in Europa auf Herrscher und Beherrschte zu. Das Ende dieser Zeit könnte um 900 bis 1000 n. Chr. gelegen haben. In dieser Zeit hatten germanische Stämme nach vielen auch internen Kämpfen die Macht in Mitteleuropa übernommen und gefestigt. Besonders erfolgreich waren die Franken unter den Merowingern und den Karolingern.

Neben den weltlichen Herrschern wie Königen, Fürsten, Herzögen, Grafen gab es auch hochgestellte geistliche Würdenträger, Erzbischöfe und Bischöfe, von denen vor allem erstere vorwiegend aus einflussreichen, adligen Familien stammten und Waffen zu handhaben wussten. So übte der Kölner Erzbischof nicht nur in Köln weltliche Macht aus sondern auch in Kurköln. Dies waren einige Landstriche in Westfalen. Außerdem gehörten die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier zu den Kurfürsten und hatten bei der Wahl des deutschen Kaisers ein gewichtiges Wort mitzureden.

Der Schlacht bei Worringen vom 5.06.1288 – genauer auf der Fühlinger Heide westlich von Fühlingen und von Schloss Arff 4 – 5 km entfernt – ging ein Erbfolgestreit um das Herzogtum Limburg voraus. Dieser dauerte bereits 6 Jahre an, hatte schon Menschenleben gekostet und immer mehr Adlige angezogen, die sich einer Seite verpflichtet fühlten oder sich von dem Ausgang des Streits Vorteile versprachen. Der Herzog von Limburg war verstorben und hatte eine Tochter hinterlassen, die mit dem Grafen von Geldern verheiratet war und den sie in ihr Erbe einsetzen wollte. Da im Mittelalter die weibliche Erbfolge strittig war, trat ein Neffe des verstorbenen Herzogs, ein Graf von Berg, auf, der auch Ansprüche auf das Erbe erhob. Dieser verkaufte seine Ansprüche an den Herzog von Brabant, der vor allem wirtschaftliche Interessen hatte. Der Erzbischof von Köln trat auf den Plan, als er durch den Brabanter seine Interessen in Westfalen gefährdet sah. So wurde aus einer mehr familiären Auseinandersetzung ein Ereignis, das eine ganze Region im Nordwesten Deutschlands zu Beteiligten machte, wobei es durchaus vorkam, dass direkte Nachbarn sich auf unterschiedlichen Seiten kämpfend in Fühlingen begegneten.

Die Schlacht war die bis dahin größte Reiterschlacht auf deutschem Boden. Nach Wikipedia konnte der Erzbischof 2800 Panzerreiter und 1400 Mann Fußvolk aufbieten, der Brabanter nur 2300 Reiter und 2500 Mann Fußvolk, darunter viele bergische Bauern und Kölner Bürger. Am Ende der Schlacht war der Erzbischof in Gefangenschaft geraten und wurde nach Schloss Burg gebracht. Die Kölner Bürger hatten 700 Tote zu beklagen.

Als der Erzbischof freikam, wurde er von den Kölnern der Stadt verwiesen, behielt aber seine Funktion als Erzbischof für Köln mit einem Domizil im südlichen Umland. Düsseldorf war Nutznießer und erhielt noch im Jahr der Schlacht am 14.8.1288 das Stadtrecht. Köln wollte Freie Reichsstadt werden und musste damit aber noch bis zum Jahre 1475 warten. Etwas schneller ging es mit der Gründung einer Universität. Im Jahre 1388 errichtete der Rat der Stadt Köln nach Prag, Wien und Heidelberg die vierte deutschsprachige Universität, die erste, die nicht vom Landesherren sondern einer Bürgerschaft gegründet wurde. 1798 hatte Napoleon die alte Universität aufgelöst. 1919 war es Adenauer, der die Gründungsurkunde der neuen Universität im Auftrag des Rates der Stadt Köln unterschrieb. Nach dem Krieg konnte die Stadt Köln die Kosten der Universität nicht mehr tragen und übergab 1954 die Universität in die Trägerschaft des Landes NRW.

Differenzen zwischen Kölner Bürgern und dem Erzbischof gab es schon im 11. und 12. Jahrhundert. In der Schlacht bei Worringen unterstützten sie überwiegend den Brabanter. Ihr Blutopfer an der Seite der bergischen Bauern haben die Grafen von Berg den Kölner Bürgern nicht gedankt. So umgingen die Grafen von Berg das Kölner Stapelrecht, das der Stadt im Mittelalter zu Reichtum verholfen hatte, indem die Schiffer in Zündorf resp. Mülheim, beide Orte gehörten zur Grafschaft Berg, ihre Waren auf Ochsenkarren umluden und die Schiffe leer an der Stadt vorbeifuhren. Hinzu kam, dass sich die Handelswege mit der beginnenden Neuzeit von den Flüssen auf die Weltmeere verlagerten und Erbschaften und Besitztümer der „extra muros“ lebenden Erzbischöfe nicht mehr in Köln angelegt wurden. Dagegen entstanden im Umland wie in Brühl, Bensberg, Brauweiler und auch etwas versteckt wie hier Schloss Arff repräsentative Barockbauten.

1366 wird erstmals ein Ritter van der Arffe in einer Urkunde erwähnt. 1572 gab es ein Gut an der Stelle, an der das heutige Schloss errichtet wurde. Von den truchsessischen Kriegen (1583 – 1588), deren Auseinandersetzungen vorwiegend im Rheinland stattfanden und dort zu vielen Zerstörungen führten, waren auch diese Gebäude betroffen. Diese Kriege waren Vorboten des 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) in Deutschland. Ausgelöst hatte sie der Kölner Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg, als er zum evangelischen Glauben übertrat, Kurköln in ein weltliches Fürstentum überführen und den Domherren die Konfession freistellen wollte. Nach der Heirat einer evangelischen Gräfin aus Thüringen wurde er als Erzbischof abgesetzt und vom Papst exkommuniziert. Gegen diese Maßnahmen regte sich Widerstand. Den kurkölnischen Truppen und denen, die den Erzbischof unterstützten, standen Truppen der Wittelsbacher aus Bayern und auch spanische Truppen gegenüber, die in den Niederlanden die Geusen bekämpfen sollten. Sie waren vom Kölner Domkapitel zur Hilfe gerufen worden. Am Ende siegte die katholische Seite. Der materielle Schaden dieses Krieges war enorm und betraf vor allem kleinere Städte und Gemeinden.

1750 erwarb eine Familie von Buschmann das Areal von Schloss Arff und ließ innerhalb von 5 Jahren dort ein Wasserschloss errichten. Als Architekt vermutet man einen Franzosen, der auch Schloss Falkenlust in Brühl gebaut hatte. Von diesem Bau sind ähnliche Elemente auch auf Schloss Arff zu finden. 1803 ging das Schloss in den Besitz der Familie Geyr von Schweppenberg über, die noch heute im Besitz der Anlage ist. Der Pletschbach, der einst in die Wassergräben des Schlosses geleitet wurde, ist wegen der Absenkung des Grundwasserspiegels mittlerweile versiegt. Berichte über einen Verkauf des Schlosses wurden mittlerweile wieder dementiert.

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