Immer, immer wieder
und
immer, immer wieder schön
Wie oft ich in meinem Leben schon in Oberammergau war, kann ich nicht mehr zählen.
Mal auf der Durchfahrt, nur um es mal „schnell“ Besuchern zu zeigen, mal als alleiniges Ziel, mal als Ausgangspunkt für Bergtouren oder Wanderungen oder zum Langlaufen im Graswangtal, zweimal zum Passionsspiel (1960 und 2000) und dieses mal war der Grund des Besuches die Premiere des Stücks „Moses“ von Christian Stückl inszeniert.
Schon am Nachmittag fuhren wir von München dorthin, zum Einen um einen guten Parkplatz in der Nähe des Festspielhauses zu bekommen, zum Anderen, um nochmal in Ruhe zu bummeln, die Lüftlmalereien zu betrachten, das Ambiente auf uns wirken zu lassen und um gut zu essen, im Theatercafé.
Einen Rundgang muss man nicht vorgeben, das ergibt sich ganz von selbst. Der innere, historische Ortskern ist nicht sehr ausgedehnt. Zudem ist an allen wichtigen, sehenswerten Häusern eine Infotafel angebracht an der man sich „schlaumachen“ kann.
Über Oberammergau habe ich vor vielen Jahren, als wir mit unserem Fahrradclübchen im oberbayerischen Pfaffenwinkel einen Urlaub verbrachten, folgendes zusammengestellt:
Oberammergau ist die Heimat der weithin bekannten „Herrgottschnitzer“.
„Schon 1520 vermerkte ein Chronist, dass dort sehr kunstfertige Schnitzer säßen, die es fertigbrächten, „das Leiden Christi so fein und klein“ zu arbeiten, dass es sogar in einer Nußschale Platz habe. Alles wurde in einer „Hausindustrie“ hergestellt und dann von Kraxenträgern ins Land getragen. Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich die Oberammergauer Schnitzkunst bereits einen so guten Namen gemacht, dass sich ihre „Handlungshäuser“ über die ganze Welt verbreiteteten. In Petersbrug, Kopenhagen, Drontheim Groningen, Asterdam, Cadix und sogar in Lima wurde die Waren der „Herrgottsschnitzer“ zum Verkauf angeboten.“
Auszug aus dem HB-Kunstführer
Aber weltberühmt wurde es durch sein Passionsspiel. Es geht auf ein Gelübde
zurück und wurde 1634 erstmals aufgeführt.
1633 war trotz aller Wachsamkeit die Pest in den Ort gelangt. Die Vorsteher der Gemeinde gelobten daraufhin, alle 10 Jahre die Passion zu spielen, und siehe da – die Pest verschwand.
In der „Passionsspielfreien Zeit“ wurden Komödien von Ludwig Thoma, der 1867 in Oberammergau geboren wurde, aufgeführt.
Nunmehr kann ich ergänzen:
1990 jedoch übernahm Christian Stückl (1961 in Oberammergau geboren und Intendant des Münchner Volkstheaters) erstmals die Regie für das Passionsspiel. 2000 reformierte er es grundlegend (wir haben es gesehen, es war einmalig!) und in der „Passionsspielfreien Zeit“ setzt er nunmehr Bibelwerke um, zum Beispiel: König David, Joseph und seine Brüder von Stefan Zweig, Jeremias von Thomas Mann und in diesem Jahr eben „Moses“ von Sven Ricklefs.
Der Deutschlandfunk beschreibt das Werk so:
„Literarische Fantasie haben der deutsch-türkische Schriftsteller Feridum Zaimoglu und Günter Senkel im Auftrag der Passionsspiele Oberammergau in den Stoff investiert.
Ihr „Moses“ wirft einen Blick auf den historischen Menschen, nicht nur die Bibel ist Vorlage.“
Oberammergau ist aber auch wie Mittenwald durch seine mit Lüftlmalerei geschmückten Häuser bekannt.
Der Begriff „Lüftlmalerei“ rührt nicht daher, wie vielfach angenommen, dass die Künstler in luftiger Höhe malten, sondern der Name der aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammenden Kunst hat seinen Namen von einem der Hauptmeiester, dem Oberammergauer Franz Seraph Zwinch, der den Beinamen „Lüftlmaler“ erhielt, weil er im Haus einer Familie Lüftl wohnte und wohl bei seiner Arbeit im Freien oft von einem kräftigen „Lüfterl“ umweht worden sein mag.
Sein Hauptwerk ist das Pilatushaus und es ist wohl auch der Höhepunkt der vielen schön bemalten Häuser.
Das sollte man sich auf jeden Fall ansehen.
Angegliedert ist ein schöner Garten, der Blick geht auf eine fantastischen Bergkulisse, es stellt ein gelungenes „Ensemble“ dar.
Ist es schon von außen also äußerst sehenswert so werden im inneren alte Handwerkskünste vorgeführt, ein Museum ist auch noch angegliedert und ein kleiner Kunstgewerbe-Verkauf.
Übrigens zur Technik der Lüftlmalerei, wenn’s denn interessiert:
Auf das Mauerwerk wird nasser Kalkmörtel aufgebracht. Auf das entstandene glasige, marmorartige, feuchte Häutchen werden die Farben aufgetragen.
Neben den beeindruckenden Gebäuden eine Kleinigkeit die mich begeistert und die Stern-Apotheke der Apothekerin Gabriele Zahler in der Dorfstraße 5 stellt in einem Schaufenster – und das nun schon seit vielen Jahren – anschaulich frische Blumen und Gräser der Ammergauer Flora vor. Liebenswert, informativ.
Zur Aufführung „Moses“ am 5. Juli 2013 – Es war die Premiere.
Beeindruckend! 420 Laienschauspieler wurden eingesetzt.
Knalleffekte mit Feuer, erschreckend.
Die Einzelakteure überzeugten. Besonders Carsten Lück als „Wanderer-in-der-Wüste-Moses“.
Die Geschichte Moses sollte man auf alle Fälle kennen sonst ist man „aufgeschmissen“ da auch leider die Akustik teilweise zu wünschen übrig ließ und man Passagen nicht verstehen konnte – trotz eines guten Platzes.
Wer sich für mehr interessiert, dem empfehle ich nachtkritik.de aufzurufen und die Ausführungen „Der doppelte Fremde“ von Steffen Becker zu lesen.
Fazit:
Wie oben gesagt: Oberammergau ist immer wieder schön.
Übrigens:
Schöne und interessante Karten gab es auch. Wie wäre es mit diesem Geheimtipp ?
Irmgard, das hast Du einmalig beschrieben. Dein letzter Geheimtipp einfach toll!