Unterwegs in Deutschland

Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal

3. Juni 2023

Treffpunkt der Teilnehmer des „Freundeskreis Buch und Kunst“ Neunkirchen-Seelscheid, die sich zur Fahrt zum Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal angemeldet haben, ist der Antonius-Platz. Hier fährt um 9 Uhr der Bus der Firma Wilms ab.

Nach 1 Stunde 15 Minuten sind wir in Wuppertal.

Wir spazieren über eine breite Straße empor, bekommen unsere Eintrittskarten ausgehändigt und werden gebeten uns in zwei Gruppen à 13 Personen aufzuteilen, damit die Gruppe nicht zu groß ist.
Unsere Gruppe hat als Führerin eine Kunsthistorikerin, Frau Buschmann.
Ca. 2 Stunden werden wir durch diesen riesigen, traumhaft schönen Park mit uraltem Baumbestand von einem Kunstwerk zum anderen geführt.
Wir sind Glückskinder und haben Traumwetter. Das Lichtspiel zwischen den Bäumen ist alleine schon sehenswert.

Zum Park erklärt uns Frau Buschmann:

„Als der Brite Tony Cragg – Träger des britischen Turner-Preis – vor 15 Jahren auf das 14 Hektar große Gelände in Wuppertal stieß, war es völlig verwildert.
Die Erben des Industriellen Kurt Herberts wussten weder mit dem Laubmischwald noch mit der zwischen 1947 und 1950 errichteten Villa Waldfrieden etwas anzufangen.


„Ich weiß, dass sich anfangs viele Wuppertaler gefragt haben, was der komische Engländer da eigentlich vorhat“.

Und tatsächlich wuchs Cragg die Sache dann im besten Sinne über den Kopf.
„Eigentlich wollte ich nur ein paar Skulpturen vor der Villa aufstellen. Aber dann kam eines zum anderen.“

Mittlerweile zählt der Skulpturenpark über 50 Werke. Etwa die Hälfte stammen von Cragg selbst, die anderen aus seiner Sammlung, darunter Arbeiten von Henry Moore, Richard Deacon, Hede Bühl, Thomas Virnich und Erwin Wurm.

Zu seinem Konzept gehörten auch Sonderausstelllungen.
Dafür ließ er im Laufe der Jahre rundum verglaste Ausstellunghallen errichten.

Aktuell – und somit Teil unseres heutigen Besuches – sehen wir eine Auswahl aus der hochkarätigen Skulpturensammlung des Von de Heydt-Museums, z.B. Ernst Barlachs „Singender Mann“ und Werke von Jaana Caspary.“

Frau Buschmann führt uns sachkundig von einem Werk zum nächsten.
Großen Raum nahm zum Beispiel die Statue von Henry Moor „Große Sitzende“ ein die auf einer Anhöhe steht mit Blick auf die Villa Waldfrieden.
Als 1957 diese Bronze die Stadt Wuppertal für einen zentralen Platz in der Stadt erwarb, wurde sie erst zum Skandalstück und später zur lieblos hin- und hergeschobenen Antiquität im Stadtraum.

Bei Cragg im Park hätte sie es nicht besser treffen können. In seinem Park hat Cragg der modernen Skulptur eine Heimat geben.

Der Blick der „Großen Sitzenden“ geht auf eine zweigeschossige Villa die der ursprüngliche Besitzer dieses gut 14 Hektar großen Anwesens, der Wuppertaler Industrieller Kurt Herberts, sich hier durch den Architekten Franz Krause zwischen 1947 und 1950 errichten ließ. Das luxuriös ausgestattete Bauwerk ist im inneren dynamisch auf die Bewegungen der Bewohner abgestimmt, während sich seine Außengestalt harmonisch in Landschaft und Naturraum einfügt. Als einzigartiges Beispiel organischen Bauens steht die Villa Waldfrieden seit 1992 unter Denkmalschutz. Das Gebäude ist aus konservatorischen Gründen nicht öffentlich zugänglich, kann aber gelegentlich im Rahmen von Sonderführungen besichtigt und als Veranstaltungsort angemietet werden.“
Uns kam sofort „Walldorf“ in den Sinn!

Die Diskussion war intensiv „wieso so ein kleiner Kopf für eine so große Statue“? Wieso so ein zerknittertes „Badekleid“? An Hand von Fotos klärte uns Frau Buschmann auf, während des Blitzkrieges der Deutschen gegen England suchten die Menschen Schutz in U-Bahn-Schächten und benetzten ihre Kleidung um Brandwunden vorzubeugen.

Das sind Details die sonst nicht allgemein bekannt sind.
Und so reihte sich eine Erklärung an die andere.

Weiter geht unser „Aufstieg“:
Wir besichtigen zwei der 3 großen lichtdurchfluteten Ausstellungshallen, deren Wände nur aus Glas bestehen.
Bedauerlich ist, dass es zwar jeweils einen „Lageplan“ für die einzelnen Kunstwerke gibt aber leider fehlen an den jeweiligen Werken die Nummern die im Plan eingezeichnet sind.

Mich hat besonders in der einen Halle die Bronze von Ernst Ballach „der singende Mann“ und von Auguste Rodin „schreitende Mann“ beeindruckt.
Ossip Zadkin ist auch vertreten, da erinnere ich mich immer wie beeindruckt ich 1960 in Rotterdam von seinem großen Monument „die zerstörte Stadt“ war.

Frau Buschmann machte uns bei der Skulptur „Deklination“ von Tony Cragg auf eine grüne Blechdose aufmerksam und fragte was das wohl sein könnte. Es kamen die unterschiedlichsten Antworten jedoch die richtige war nicht dabei. Der damalige Besitzer, Kurt Herberts ließ 30 dieser Boxen auf dem Gelände installieren und darin befand sich jeweils ein Telefon! Er wollte immer erreichbar sein auch wenn er mit seiner Enkelin spazieren ging.

Um 13 Uhr war Mittagessen im Café Podest im Waldfrieden. Ursula Krumm hatte vorbildlich bereits im Bus eine Speisekarte „rumgehen“ lassen in der man eintragen konnte, was man zum Mittagessen wünscht, so wurde eine lange Wartezeit vermieden und die freundlichen Kellner servierten rasch die gewünschten Speisen.

Anschließend war „Freigang“ bis zum Treffen um 16:30 Uhr wieder hier im Café Podest um gemeinsam zum Bus zu gehen.

Diese Zeit nutzte ich, um noch einmal durch diesen fantastischen Wald zu schlendern – teils über Kieswege oder Waldpfade – um die unten liegende dritte Ausstellungshalle – ebenfalls alle Wände aus Glas – zu besuchen. Hier wurden nur Werke der Künstlerin Jani Caapari gezeigt – sehr verschwenderisch mit dem Platz.

Es grauste uns vor dem Aufstieg zum Restaurant – einige gute Bekannte, die ich viele Jahre nicht gesehen hatte – hatte ich inzwischen getroffen. Zum Glück aber erspähten wir eine Spindeltreppe die uns schnell hoch brachte.
Nun hatten wir genügend Zeit für eine Tasse Café und viel Erzählen bis zum Treffen um 16:30 Uhr.

Pünktlich waren wir dann um 17 Uhr an der vereinbarten Stelle um den Bus nach Hause zu besteigen. Wir wurden sicher und gut kutschiert und um 18.10 Uhr in Neunkirchen ging ein sehr, sehr guter Tag zu Ende.

Bleibt nur ein „Danke“ an Ursula Krumm zu sagen die wieder alles vorbildlich organisiert hatte!

 

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