„Der frühe Dürer“
Ausstellung im Germanischen National Museum in Nürnberg
24. Mai bis 2. September 2012
Größte Dürerausstellung seit 40 Jahren in Deutschland
In meinen persönlichen Zeitplan passte glücklicherweise wieder eine „Bildungsfahrt“ mit dem Freundeskreis Buch und Kunst aus Neunkirchen-Seelscheid.
Samstag, 2. Juni:
Wie immer bei diesen Reisen nutzt Dr. Westfehling die Zeit während der Fahrt, um uns „schlau“ zu machen.
Er bringt uns mit seinen Ausführungen den Menschen Albrecht Dürer (21. Mai 1471 – 6. April 1528 in Nürnberg) und die geschichtsträchtige Zeit, in der er lebte, nahe.
Er spannt den weiten, geschichtlichen Bogen von der griechischen Antike über die römischen Kaiser deutscher Nationen über die Reconquista, die Wiedereroberung Spaniens von den Muselmanen, um uns damit aufzuzeigen, wie es kam, dass Nürnberg im Mittelalter zu dieser Bedeutung aufstieg.
Dr. Westfehling führt aus, dass Dürer nicht einfach nur ein Künstler unter vielen war, sondern dass er für viele ein Symbol für eine bestimmte künstlerische Haltung und eine bestimmte Epoche war.
„Er war ein universeller Künstler, der sich mit der Druckgrafik, Büchern, theoretischen Überlegungen, Entwürfen für Ornamente, Möbel und Denkmäler befasste.“
In Deutschland spricht man von der „Dürerzeit“ wie man in England vom „Zeitalter Shakespears“ spricht.
Dürer ist einer dieser universal Künstler, wie auch Leonardo da Vinci, ein Zeitgenosse.
Das Ausland hat Dürer eine überragende Bedeutung zugesprochen, die bis nach Japan und in die von uns fernsten Ecken der Welt reichte.
Dürer lebte in einer Zeit des Aufbruchs, Umbruchs, Wissensdurstes, der Beunruhigung, der Neugestaltung .
Er ist ein Mann, der genau um das Jahr 1500 lebt, die Zeit, die wir heute das Mittelalter nennen.
Ein paar Jahreszahlen zu seinem Lebenslauf:
1471 | wurde er am 21. 5. als Sohn des Goldschmieds Albrecht Dürer (gest. 1502) und der Barbara Holper (gest. 1514) in Nürnberg geboren |
1484 | fertigte er sein erstes Selbstbildnis, es ist die erste erhaltene Arbeit. |
1485 | begann er eine Goldschmiedelehre beim Vater bis 1486 |
1486 – 1489 | machte er beim Maler Michael Wolgemut eine Lehre |
1490 – 1494 | ging er auf Wanderschaft, Aufenthalt in Kolmar, Basel und Straßburg |
1494 | kehrte er nach Nürnberg zurück und heiratet am 7.7.Agnes Frey Im Herbst machte er eine Reise nach Venedig und Innsbruck, der in den Folgejahren noch weitere nach Venedig, Bologna, Bamberg, Augsburg, in die Schweiz und in die Niederlande – über Köln – folgten |
1497 | erster datierter Kupferstich „die vier Hexen“ |
1509 | kaufte er das „Dürerhaus“ am Tiergärtnertor |
1511 | Buchausgaben der Großen und Kleinen Holzschnittpassion des Marienlebens, 2. Ausgabe der Apokalypse |
1528 | starb er am 6.4. Posthum erschienen „vier Bücher von menschlicher Proportion“ |
Dass er Bildaufträge von Kurfürst Friedrich den Weisen und Kaiser Maximilian I., sowie eine jährliche Zahlung von 100 Gulden durch Kaiser Maximilian erhielt, sei nur noch erwähnt.
Neben der Ausstellung „Der frühe Dürer“ im Germanischen Nationalmuseum steht die Besichtigung des Tucherschlosses mit dem Hirsvogelsaal, des Dürerhauses sowie ein Stadtrundgang an.
Im Museum Tucherschloss wird die Welt der großen Nürnberger Handels-familien des 16. Jahrhunderts wieder lebendig.
1544 wurde das Schloss vollendet und hier wurden nicht nur Geschäfte gemacht, sondern auch glanzvolle Feste gefeiert.
Es wird uns vor Augen geführt, wie die ehemaligen Bewohner luxuriös lebten.
Das Museum ist so liebevoll gestaltet, dass man das Gefühl hat, die Bewohner seien nur mal kurz abwesend. Alles sehr edel, sehr wertvoll.
Besonders sticht das Porträt von Hans Tucher hervor, das von Michael Wolgemut, Albrecht Dürers Lehrmeister gemalt wurde.
Über einen schönen Innenhof steigt man zum Hirsvogelsaal hinauf.
Nach aufwändiger Restaurierung beindruckt das riesige Deckengemälde „Sturz des Phaeton“, vom Dürer-Schüler Georg Pencz, das auf auf 20 Leinwände gemalt ist, sehr.
Dieser Saal gehört zu Deutschlands schönsten Renaissance-Innenräumen.
Ein Spaziergang durch den Garten schließt diese Besichtigung ab.
Der Stadtrundgang führt vorbei an der evangelisch-lutherischen Kirche St. Egidien. Sie ist der einzige erhaltene barocke Sakralbau Nürnbergs von 1140.
Nach seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde die Kirche 1959 in reduzierter Form wieder aufgebaut. Mit ihrem hellen, lichten Innenraum und dem hervorstechenden Bronze-Weinlaub-Kreuz beeindruckt sie.
Schnell gelangt man zum Hauptmarkt mit der Frauenkirche. Sie wurde 1352 – 1361 als Sühne für einen Judenpogrom gebaut. Es handelt sich um eine Hallenkirche, deren drei Kirchenschiffe alle gleich hoch sind. Eines von vielen kostbaren Ausstattungsstücken ist die Strahlenkranzmadonna mit den die Krone haltenden Engeln.
An der Fassade kann man das „Männleinlaufen“ unter der kunstvollen Uhr im Giebel bewundern. Es stellt eine Huldigung der Kurfürsten vor dem Kaiser dar und stammt in dieser Form aus dem Jahre 1509.
Auf dem Hauptmarkt befindet sich auch der reich bestückte Wochenmarkt und der „Schöne Brunnen“, ein Wunderwerk gotischer Brunnenbaukunst, der in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet wurde. Mit seinen 40 Figuren versinnbildlicht der zauberhafte Turm die ganze Weltordnung.
Hält man sich rechts, direkt dem Rathaus gegenüber mit dem schönen historischen Rathaussaal, (1332 – 1340) und dem ausgeprägten Innenhof, empfiehlt sich ein „Einkehrschwung“ im Bratwursthäusle.
Ich wollte eine Kindheitserinnerung an Nürnberger Röstbratwürstl mit Hopfenspitzensalat, serviert auf Zinnteller, auffrischen.
Die Würstl vom Holzkohlengrill schmecken einmalig gut. Dass zur Zeit nicht die Zeit für Hopfenspitzensalat ist, ist mir klar, das dazu gereichte Weinkraut ist jedoch auch nicht zu verachten.
In dieser Ecke Nürnbergs befinden sich noch zwei Restaurants, deren Spezialität die Nürnberger Rostbratwürstl sind:
Das „Goldenes Posthorn“ auch „Bratwurstglöcklein“ genannt, das die Würstl vom Bratwursthäusle bezieht, hier kann man aber auch edel essen. Zudem schreibt es sich auf seine Fahne, Deutschlands älteste Weinstube – seit 1498 – zu sein und bietet den Blick auf die Kirche St. Sebald.
Das am Rathausplatz angesiedelte Bratwurst Röselein wirbt damit, „das größte Bratwurstrestaurant der Welt“ zu sein. Ist aber auch sehr, sehr touristisch.
So gestärkt kann der Rundgang fortgeführt werden:
Die evangelische Kirche St. Sebald ist die alt-ehrwürdige Hauptkirche der Stadt, begonnen um 1230 und nach mehrfachen Umbauten gegen 1500 zum Abschluss gebracht. Es ist eine Kirche mit Zweiturmfront und einem gewaltigen Hallenchor.
Die größte Kostbarkeit dieser Kirche ist das Sebaldsgrab, das Grab des Stadtheiligen, dessen Gebeine in einem silberbeschlagenen Schrein aufbewahrt werden. Das bronzene Grab ist das Werk von Meister Peter Vischer – er stellte sich selbst dar – und entstamd 1508 – 1509.
Rechter Hand der St. Sebalds Kirche können wir noch eines von früheren vielen kunstvollen „Chörlein“ bewundern, die ursprünglich Teil von Hauskapellen waren, dann aber auch gerne als Wohnerker genutzt wurden . Im Buch „So schön ist Nürnberg“ ist zu lesen: „Unter den seltenen der Schönste ist der vom Sebalder Pfarrhaus, errichtet um 1370.“
Was bei dem Rundgang auffällt, sind die vielen – es sollen 60 sein – Eckfiguren, fast alles Marien- oder Heiligengestalten, die die Nürnberger Haus- und Straßenecken zieren.
Wir steigen rechts auf zum hübschen Plätzchen „Am Tiergärtnertor“ zu Füßen der Burg. Umgeben ist dieser Platz von dem „Pilatushaus“ von 1489, der historischen Gaststätte von 1560/62 das „Schlenkerla“ und unserem nächsten Besichtigungsziel, dem Dürer Haus.
Es wurde 1418 erbaut und 1509 bis 1528 von Albrecht Dürer bewohnt.
Es handelt sich hierbei um das einzige, weitestgehend original erhaltene Künstlerhaus der Renaissance in Nordeuropa und führt uns in vier Stockwerken die bürgerliche Wohnkultur in Nürnbergs Blütezeit vor Augen.
Gleich beim Entree stehen wir Dürers berühmtem Selbstbildnis mit Pelzrock von 1500 gegenüber.
Wollte er sich als „Jesus“ darstellen? Wie können wir dieses Bild interpretieren?
Dieses Bild sollte auch in der Ausstellung „der frühe Dürer“ gezeigt werden.
Die bayerische Staatsgemäldesammlung München weigerte sich jedoch aus konservatorischen Gründen dieses Bild nach Nürnberg auszuleihen. Die Gemüter beruhigten sich erst wieder als ein Gutachten ergab, dass das mehr als 500 Jahre alte Bild in schlechtem Zustand ist und bei einem Transport weiter Schaden nehmen könnte. Eine Attraktion ist die große Mal- und Druckerwerkstatt in der anschaulich die damaligen künstlerischen Techniken vorgeführt werden.
Mit dieser Besichtigung ist der offizielle Teil des 1. Tages beendet.
Der Bus bringt uns vom Tiergärtnertor zu unserem Hotel, dem Azimut in der Kaulbachstraße.
Die Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind unterschiedlich, so dass wir nur in einer kleinen Gruppe vom Hotel über die „Burg“ in die Stadt zum Abendessen wandern.
Zur Kaiserburg, dem Wahrzeichen der Stadt, lässt sich kurz sagen:
„Seit Konrads III. Zeiten erhebt sich auf einem Felsen über der Stadt die Kaiserburg. Die zweite, denn zuvor, seit 1050, gab es nahe der Walpurgiskapelle schon eine königliche Burg, die von Burggrafen verwaltet wurde – hier befand sich 1192 der Sitz der Hohenzollern. Die Kaiserburg aber wurde der Reichsstadt zu treuen Händen gegeben, damit sich keine fremde Macht in ihr niederlassen konnte.“
Soweit der Reiseführer.
Wir genießen von hier oben den wunderbaren Blick auf den historischen Stadtkern von Nürnberg und das Umland und steigen nun zum Hotel Posthorn, bzw. Bratwurstglöcklein ab. Köstlicher Zander auf der Haut gebraten mit Gurkengemüse lohnt den Weg.
Sonntag, 3. Juni
Der Bus holt uns zu einer Stadtrundfahrt am Hotel ab und am stattlichen Bahnhof, dem Theater entlang fahren wir in den Außenbereich, um die unrühmlichen Stätte des Reichsparteitaggeländes in Augenschein zu nehmen.
Nachdem Hitler 1933 Nürnberg zur „Stadt der Reichsparteitage“ erklärt hatte, entstanden im Südosten der Stadt die monumentalen Bauten für die NS-Massenveranstaltungen. Hitlers bevorzugter Architekt, Albert Speer, wurde mit dem Gesamtplan für das Reichsparteitagsgelände beauftragt.
Das von Speer beanspruchte Gelände war elf Quadratkilometer groß. Heute sind davon noch ca. vier Quadratkilometer von Bauresten besetzt. 500
Wir könnenn das Bauwerk nur aus der Ferne, zwischen den Bäumen, betrachten, da an diesem Wochenende das Spektakel „Rock im Park“ stattfindet. Wir fahren an einer „Zeltstadt“ mit unsäglichem Müll vorbei.
Um 10.30 Uhr war unser Besuch im Germanischen Nationalmuseum zur Ausstellung „Der frühe Dürer“ gebucht. 200 Exponate sind aus aller Welt zusammengetragen worden.
Eine Zeitung des Tourismusverbandes Nürnberg schreibt:
„Die Liste der Leihgeber liest sich wie ein Who is Who der bedeutendsten Museen der Welt.
Das British Museum in London schickt kostbare Werke, der Louvre in Paris, die Albertina in Wien, die Uffizien in Florenz, die Eremitage in St. Petersburg und das Paul Getty Museum in Los Angeles.“
Schon am Eingang werden wir von der Marmorskulptur Albrecht Dürer als Knabe empfangen. Sie wurde nach einem Selbstbildnis von 1484 von Ferdinand Salomon Baer 1882 gestaltet.
Es klappt reibungslos, ohne Wartezeit. Wir bekommen unsere Kopfhörer ausgehändigt und Dr. Westfehling begleitet uns – wie immer – sachkundig mit einigen Bildbesprechungen durch die Ausstellung.
Die einzelnen Räumen sind den unterschiedlichen Arbeiten Albrecht Dürers gewidmet:
Seinen Selbstporträts, z. B. in denkerischer Pose, Porträt seiner Mutter, das zu den ältesten bekannten Werken zählt und das seines Vaters.
Nachmachen und Neumachen: Dürers Frühwerk zwischen Tradition und Innovation. Hierzu zählt der bekannte Kupferstich von 1504 von Adam und Eva.
Ein Raum ist der Wohlgemut Werkstatt und ihren Altargemälden gewidmet.
Hier bespricht Dr. Westfehling die Kreuzabnahme Christi. Flügel des ehemaligen Hochaltar-Retable der Kirche St. Elisabeth in Breslau von 1462.
Die folgenden Räume sind seiner Italienerfahrung, Antikenverehrung, seiner Humanistenfreundschaft und dem Büchermachen gewidmet.
Folge seiner Reisen nach Italien war zum Beispiel das Bild „Maria mit dem Kinde“ von 1498, das in dem teuren blauen Pigment ultramarin hergestellt wurde. Maria wird mit dem „seherischen Blick“ dargestellt. Die neue Eva? Den Reichsapfel in der Hand des Kindes gilt es zu beachten.
Dürer musste wohl erst nach Italien reisen, um sich vom Mittelalter zu lösen und ein Renaissancekünstler zu werden.
In der Abteilung „Antikenverehrung“ stehen wir dem frühesten, erhaltenen Einblattholzschnitt Dürers gegenüber: „Herkules Kampf gegen die stymphalischen Vögel“ um 1496.
Hier kämpft Herkules gegen die stymphalischen Vögel, die ihre Federn wie Pfeile abschießen konnten. Das Bild geht wohl auf eine Bildbeschreibung der Antike zurück, das von Apelles gemalt wurde. Dürer trat mit diesem Bild den Wettstreit mit der Antike an und verlieh dem griechischen Helden seine eigenen Gesichtszüge. Er wurde danach als der neue „Apelles“ gefeiert.
Es ging ihm bei diesem Bild wohl auch darum, darzustellen, wie gut er Nackte malen kann.
Ein weiterer Raum widmet sich der Darstellung von Natur und Landschaft. Eine Besonderheit Dürer war es , dass er Blumen, Käfer etc. quasi auf Vorrat malte, um sie für spätere Bilder zu verwenden.
Ein weiteres von Dr. Westfehling besprochenes Bild ist die „Anbetung der Könige“ um 1504, das normalerweise in den Uffizien in Florenz hängt. Das Bild war ein ehrenvoller Auftrag von Kurfürst Friedrich dem Weisen.
Nur auszugsweise: Der Auffassung der Epoche nach ist damit die Huldigung der ganze Menschheit gemeint. Der Älteste der Könige hat den Vortritt und überreicht sein Geschenk, eine goldene Schachtel. Das Kind greift aufmerksam danach. Der Zweite steht bereits bereit – er hat die Physionomie Dürers – . Der Dritte, der Jüngste, ist dunkelhäutig. Die Überlieferung sagt, die Heiligen Drei Könige kamen aus den zur damaligen Zeit bekannten drei Teilen der Welt: Europa, Asien, Afrika. Die drei Heiligen Könige symbolisieren auch die drei Lebensalter des Menschen: ein Greis, aus Asien, der Zweite, der Europa vertritt, mit Dürers Gesichtszügen, ist im besten Mannesalter und der Dunkelhäutige aus Afrika ist der Jüngste.
Der nächste Raum zeigt Dürer als Buchillustrator:
Die Apokalypse.
Mit der Serie zum Weltuntergang brachte Dürer 1498 ein bildgewaltiges, in seiner Zeit einzigartiges Buch auf den Markt, das in deutsch und latein erschien und ein großer Erfolg war. Konsequent versucht er durch Schilderung von Kraft, Gewalt und Bewegung im Raum den Leser emotional zu ergreifen. Die Apokalypse war ein großer Erfolg und zählt auch heute noch zu den berühmtesten Werken Dürers, besonders die Darstellung der vier apokalyptischen Reiter.
Wir bestaunen u.a. fünf große Reproduktionen:
„Die babylonische Hure“
„Kampf der Engel gegen die Unterwelt“
„Die Offenbarung des Johannes“
„Die apokalyptischen Reiter, Ritter, Tod und Teufel“
„Die Marter des Johannes im Ölbad“
und 16 grafische Blätter
Mich haben diese Darstellungen nachhaltig beeindruckt!
Dürer war der erste Künstler der sich bereits in den 1490er Jahren ein Monogramm zulegte, das wie ein Logo gestaltet ist. „AD“ Er signierte damit seine Bilder. Ein absolutes Novum.
Die weiteren Ausstellungsräume zeigen Arbeiten Dürers in den späten 1490er Jahren, wo er sich mit Entwürfen für das Kunsthandwerk und die Glasmalerei hervortat.
Der Stadtglaser Veit Hirsvogel setzte die von Dürer gezeichneten Werke in Glasmalerei um, z. B. für das Bamberger Fenster in der Sebalduskirche.
Was ist Kunst? Diese Frage beschäftige Dürer sein ganzes Leben.
Schon um 1500 stand für ihn eine erste Antwort fest:
Der gute Künstler muss die Natur nachahmen und die Gesetzmäßigkeiten der Proportion des menschlichen Körpers verstehen.
Kunst folgt bestimmten Normen. Der Künstler sollte diese Normen erforschen und festlegen lernen und lehren.
Kunst lotet Grenzen aus, stößt an Grenzen und führt manchmal auch zum Scheitern des Künstlers.
Kunst kann höchste Perfektion erreichen, dies ist das Ziel des Künstlers.
Kunst ist unabhängig, alltäglich, folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten, soll autonom sein.
Die nachfolgenden Räume widmen sich diesen vier grundlegenden Dingen:
Norm, Ambition, Perfektion, Autonomie.
Für die Norm steht das Bild : „Adam und Eva, der Sündenfall“ (1504)
Für die Ambition: „Christus als Schmerzensmann“
Für die Perfektion wähle ich „Ein Männerbein in zwei Ansichten“
Für die Anatomie: „Das Maul eines Rindes von vorne“, um 1500 (naturnah, wunderschön!)
Nach knapp 2 Stunden verlasse ich die Ausstellung, da ich noch – vor Abfahrt des Busses um 14 Uhr – die auf 1250 datierte evangelisch-lutherische St. Lorenzkirche mit dem Sakramentshaus von Adam Kraft mit seinem Selbstbildnis, sowie den Engelsgruß von Veit Stoß besichtigen will. Auch gibt es hier noch Werke von Michael Wolgemut und Peter Vischer zu bewundern.
Tatsächlich finde ich auch noch die Zeit im Schnelldurchgang im Bratwurst Röslein, direkt neben dem „Gänsemännleinbrunnen“, meine geliebten Nürberger Rostbratwürschen zu essen.
Für den Weg zum Bus nehme ich die malerischen Gässchen,
die über die Pegnitz führen und mache noch einen Schlenker bis zum Weißen Turm und bestaune den kuriosen Brunnen „Ehekarussell“. Ein Gedicht des Nürnberger Meistersingers Hans Sachs “Das bittersüße eh’lich Leben“ inspirierte Jürgen Werner dazu, den Brunnen in Form eines Karussells mit 6 thematischen Wagen zu gestalten. Seit 1984 kann der Brunnen an dieser Stelle bewundert werden. Er gilt als der größte europäische Figurenbrunnen des 20. Jahrhunderts. Er thematisiert das bittersüße Eheleben. Sehenswert!
Pünktlich bin ich zur Abfahrt um 14 Uhr am Bus. Die Rückfahrt nutzt Dr. Westfehling nochmal für eine Nachlese, Hinweise zur entsprechenden Literatur und zeigt auch die Möglichkeiten der modernen Technik im Hinblick auf die „Durchleuchtung“ der Bilder auf.
Zudem berichtet er, wie wertvoll für die Kunstwelt die Reise Dürers nach Antwerpen war, um dort seine Druckgrafiken zu verkaufen.
Er machte 1520 Station in Köln, und zwar, nicht um den Dom zu besichtigen, sondern um ein Bild von „Maister Steffan von Cöln“ zu sehen. Das hing in der damaligen Ratskapelle St. Maria in Jerusalem die neben dem Kölner-Rathaus stand, dort wo zur Zeit die Grabungen durchgeführt werden.
Dürer führte über diese Reise eine Art Tagebuch, dergestalt, dass er seine Ausgaben aufschrieb.
Und da notierte er unter dem Eintrag Köln: „zwei Weißpfennig bezahlt, damit mir der Küster das Altarbild aufschloss.“
Es handelt sich um den Dreikönigsalter, auch Altar der Kölner Stadtpatrone genannt, ein Triptychon, das Stephan Lochner um 1445 malte.
Es hat für die Kunstwelt deshalb so eine große Bedeutung, denn es gab von ca. 1350 – 1550 eine renommierte mittelalterliche Kölner Malerschule mit Namensliste, wer ihr angehörte. Jedoch konnte keinem Künstler ein Bild zugeordnet werden, da sie ja nicht signiert waren. Wir hörten ja, dass Albrecht Dürer der erste Künstler war, der dies einführte.
Nach den heutigen Labor-Untersuchungen kann man jedoch die Bilder bestimmten Künstlern zuordnen, jedoch nicht namentlich benennen.
Und da war es äußerst hilfreich, dass Albrecht Dürer, der wohl Stephan Lochner kannte, aufschrieb, dass der dessen Bild „Altar der Stadtpatrone“ sehen wollte, und somit konnten in Folge Stephan Lochner noch weitere Gemälde zugeordnet werden.
Das Bild hängt heute in einem Seiten-Altar des Kölner Doms.
Fakten zu Nürnberg:
Über 500 000 Einwohner
1835 fuhr die erste deutsche, mit Dampf betriebene Eisenbahn von Nürnberg nach Führt
Nürnberg hat noch eine vollständig erhaltene Stadtmauer. Die Kölner können neidisch sein, denn eine Stadterweiterung ist auch möglich, ohne die Stadtmauer zu „schleifen“
Brunnen über Brunnen, an die 50
Fazit: Eine schöne, interessante, lehrreiche, bereichernde Reise!.