Schön! Schöner! Am Schönsten!
Übertrieben?
So habe ich es jedenfalls empfunden. Mag sein, dass Heimatgefühle, Kindheits- und Jugenderinnerungen eine große Rolle spielten.
Wer aber schon alleine beim Frühstück von der Terrasse des Landgasthofes Osterseen Waschsee – Schilfhüttensee – Sengsee – Wolfelsee und zum Schluss den Fohnsee im Blick hat – dies noch bei Traumwetter, der kann meine Aussage nachvollziehen.
Was lag näher als eine Wanderung rund um die Seen einschließlich Großer Ostersee.
Wanderwegstrecke: 10,5 km in 2 Stunden 20 Minuten – vorgegeben 2:45 Minuten
Gut mit Anti-Mücken-Mittel eingesprüht, Wasserflasche und den obligatorischen Apfel, Fotoapparat eingepackt und los geht es.
Vom Hotel führt der Weg sofort rechts ab runter zum Waschsee, an diesem entlang und in den Ort leicht ansteigen. Da sehe ich bereits ein Hinweistäfelchen „24“ in beide Richtungen. Nehme an, das muss mein Weg sein. Auf den Infotafeln und dem Plan vom Hotel sind zwar die diversen Routen eingezeichnet aber leider nicht mit Nummern versehen.
„Macht nichts“ denke ich und schreite weiter zügig aus. Lediglich zum Fotografieren dieser Traumlandschaft bleibe ich stehen: Unter mir die Seen, den Blick zurück: die Iffeldorfer Kirche mit ihrem Zwiebelturm gerahmt im Hintergrund von den Bergen: Angefangen von der behäbigen Benediktenwand, fast angelehnt die Glaswand, der Rabenkopf, der Jochberg weiter zurück schimmert das Karwendelgebirge. Weiter der Herzogstand, der mit seinem langen Grat mit dem Heimgarten verbunden ist und noch nicht Schluss: die Ammergauerberge schließen an.
Komisch: Jetzt erscheint auf dem Hinweisschild „Nr. 23“.
Nach 20 Minuten Gehzeit erreiche ich den Fohnsee mit dem vorgelagerten Campingplatz und dem Fohnseestüberl.
So früh bin ich noch alleine und kann den Anblick des absolut ruhigen Wassers mit einer „Baumskulptur“ voll genießen.
5 Minuten wandere ich anschließend an einem Dauer-Campingplatz vorbei und am Ende betrete ich Naturschutzgebiet.
Gleich darauf passiere ich einen Steg, der über den Zulauf der Staltacherseen führt: Der Herrensee, Fischkaltersee, Bräuhaussee und Eishaussee .
Das Besondere an dieser Landschaft ist: „Die 19 Osterseen liegen wie glitzernde Perlen zu einer Kette aufgereiht inmitten von Wäldern und Mooren. Die Einzelgewässer sind von Natur aus miteinander verbunden. Das Gefälle zwischen dem südlichsten der Osterseen und dem Starnberger See, in den ihr Wasser fließt, beträgt 10 Meter.“
(Auszug aus dem Plan „Eiszeit Pflanzen und Getier – Die Gemeinde Iffeldorf und ihre Osterseen)
Nun betrete ich Mischwald, der durch das Sonnenspiel besonders schön wirkt. Dazwischen natürlich Farne und viele Büschel zarter, weißer Blumen. Da ich sie nicht kenne, gebe ich ihnen erstmal den Namen „zarte Schwester der Affodill“, das ist eine Blume, die ich auf Teneriffa sehr liebe. Später identifiziere ich sie mit Hilfe der „Garden-App“ als Ästige Graslilie.
Hoppla: Früher konnte man gerade aus gehen und nun führt mich der Wegweiser weg vom See Ausschilderung „23“ „Lauterbach“. Da ich weiß, dass Lauterbach auf meinem Rundweg liegt, folge ich widerwillig, denn ich wollte doch am See entlang.
Meine Überlegung: Vielleicht aus Umweltgründen wurde der Weg verlegt, denn meine letzte Wanderung hier liegt in etwa 40 Jahre zurück.
Übrigens: Da ich am nächsten Tag noch einmal eine kleine Runde um den Fohnsee drehte, stellte ich fest, sich nicht nach oben locken lassen sondern – eine Bank im Blick – einfach geradeaus weitergehen dann ist man auf dem Rundwanderweg „25“.
Aber heute heißt es: Immer weiter leicht bergauf, immer weiter weg vom See.
Nach inzwischen 40 Minuten Gehzeit bin ich es leid, der zwar schöne Weg – aber nicht der von mir angedachte – führt noch weiter weg vom Wasser.
Ich mache kehrt, denn ich habe einen schmalen Pfad bergab gesehen.
Den nehme ich und gelange, wie gewünscht, an den Großen Ostersee gegenüber der Marieninsel.
Wieder ein Auszug aus dem erwähnten Infoblatt:
„Geologische Sonderformen:
Oser: Sie sind aus Schmelzwasserkiesen und -sanden aufgebaut, die ehemals Gletschertunnel füllten. Nachdem das Eis abgeschmolzen war, blieben sie als langgestreckte Ablagerunsformen zurück. Die Marieninsel im Großen Ostersee wird zu den Osern gezählt.“
Ausschilderung „25“. Vorher nirgends gesehen.
Macht nichts, ich bin ja jetzt da wo ich hinwollte:
Außer Vogelgezwitscher nur Stille, spiegelglatt liegt der See mit der Insel vor mir und Heimgarten-Herzogstand, schöne Wolkenformationen ……
Wiederhole ich mich? Traumhaft schön! Mir geht das Herz auf!
Vorbei an Ansammlungen von Mädsüß und Blutweiderich kann ich noch ein Stück auf dem Pfad „25“ direkt am Seeufer – feucht – entlangwandern, dann werde ich auch hier hochgeschickt aber es ist immer noch der Fünfundzwanziger der auch nach Lauterbach führt. Nun kommen noch die Hinweistäfelchen „21 und 22“ hinzu. Verwirrend, vor allem weil auch auf dieser Infotafel keine entsprechende Erklärung zu finden ist.
Nun habe ich das ganze Traumbild von oben, vorgelagert eine Wiese auf der Gänse grasen.
Ganz nah komme ich nun der Bahnlinie, wandere an der ein Stück entlang und der Pfad führt mich etwas später wieder abwärts an die Seespitze. Schilf, Schilf und ich wate durch Matsch, Baaz, wie der Bayer sagt. Kein Wunder nach dem vielen Regen, aber heute habe ich Königswetter.
Hier an der Seenspitze, Östlicher- und Westlicher Breitenauer See und dem Ameisensee ist der Abfluss in den Stechsee, Lintensee, Lustsee, Gröbensee, Gartensee, Ursee und bei Seeshaupt fließt dann das ganze Wasser der 19 Osterseen in den Starnbergersee.
Ich durchwandere nun ein Niedermoor und kann später in der besagten Broschüre nachlesen:
„Bei den Mooren wird zwischen Niedermooren (Möser) und Hochmooren (Filze) sowie Übergangformen unterschieden. Niedermoore entstehen in der Folge der natürlicherweise stattfindenen Verlandung von Seen, die Voraussetzung hierfür ist ein flaches, relativ nährstoffreiches Gewässer. An die Zonen unterschiedlicher Wassertiefen sind spezifische Pflanzengesellschaften angepasst. Im Uferbereich sind Erlen tonangebend. In Richtung Seenmitte schließt sich ein Gürtel aus Großseggen an, es folg eine Zone aus Schilf und verschiedenen Vegetationstypen unterhalb der Wasseroberfläche. Diese Pflanzen erhöhen mit ihren abgestorbenen Resten kontinuierlich den Boden des Sees. Da jede Pflanzengruppe an eine bestimmte Wassertiefe gebunden ist, verschieben sich die Vegetationsgürtel langsam in Richtung Seenmitte, und der See wächst allmählich zu. Es entsteht ein Flach- oder Niedermoor. Gerade im Osterseengebiet kann diese Entwicklung beobachtet werden.
Im Zuge der beschriebenen Moorentstehung bildet sich ein Niedermoortorf, da sich die abgestorbenen Pflanzenteile mangels Sauerstoffzufuhr nicht vollständig in Humus umwandeln. Die Oberfläche eines Niedermoores ist an anstehendes Grundwasser gebunden, aus dem die Vegetation auch ihre Nährstoffe bezieht
In den Niedermoorarealen blühen Mehlprimeln und Frühlingsenzian, Sumpfstendelwurz und an feuchten Wegrändern Mädesüß, Gilb- und Blutweiderich.“
Und immer noch dieser wunderbare Blick bis zu den Bergen.
Nach geraumer Zeit erreiche ich eine asphaltierte Straße – bis zu der fast der Westlicher Breitenauer See reicht – bis hierher war ich alleine unterwegs. Hier begegnet mir nun eine Wandergruppe, die sicherlich von der nahegelegenen Reha-Klinik Lauterbachermühle kommt.
Die Lauterbachermühle ist mir noch als Gasthof, als Einkehrmöglichkeit, vor langer, langer Zeit in Erinnerung.
Um 11 Uhr erreiche ich die Klinik, wandere an dem Gelände vorbei, um dann am Ende links abzubiegen und wieder in Wassernähe zu gelangen.
Die Hinweistafeln „21“ „22“ „25“ geben den Weg vor.
Baumveteranen, Blick auf See und Berge begeistern immer noch.
Diese Seeseite ist bei Radfahrern offensichtlich sehr beliebt.
Vorbei geht es am Gut Schwaig, ein kleiner toter Maulwurf liegt am Wegesrand, große und kleine Königskerzen leuchten in ihrem Gelb, Flockenblumen und die kleine Braunelle mit ihrem Farbspiel zwischen pink und lila lockern das Grün auf. Eine Tafel klärt auf „Was blüht denn da“. Langweilig wird mir nicht.
Nach 45 Minuten von der Klinik aus erreiche ich noch eine Besonderheit auf dieser Wanderung: Die Blaue Gumpe
Nur 100 Meter links ab vom Hauptwanderweg und man steht vor dieser Besonderheit: „Eine der vielen unterseeischen Quelltöpfe aus dem Faltenmolasse-Untergrund; Hier tritt kalkreiches Wasser aus, das die Osterseen speist.“
Kurz darauf kommen mir ganz offensichtlich Badewillige entgegen und ich erfrage, wo die nächste Bademöglichkeit ist. Mir wird erklärt, von hier aus ca. 15 Minuten zum FKK-Strand. Na bitte, auch das ist hier möglich.
Schon den Kirchturm im Blick passiere ich die Limnologische Station.
„Was ist denn das?“ Frage ich mich.
„Seit 1987 befindet sich in Iffeldorf die Limnologische Station der Technischen Universität München. Die Limnologie befasst sich mit den Lebewesen, der Struktur sowie dem Stoff- und Energiehaushalt von Binnengewässern. Zu diesen gehören sowohl stehene und fließende Gewässer als auch Grundwassersysteme.
Natürlich erforschen die Iffeldorfer Limnologen auch die Osterseen, die ein breites Spektrum von Gewässern darstellen. Außerdem werden auch alle großen Seen Bayerns untersucht, sowie zahlreiche Gewässer im weiteren Bundesländern und im Ausland.“
(Wieder ein Auszug aus der schon zitierten Quelle).
An einem großen Parkplatz vorbei geht es die Anhöhe nach Iffeldorf hinauf, ich habe meinen Rundweg fast beendet.
Noch vorbei an einem auffallend roten Haus „umzingelt“ von Keramikwerken, ein Blick in die St. Vitus-Kirche, die eine lange Geschichte aufzuweisen hat:
Sie ist im Kern gotisch. 1699 wurde sie durch einen verheerenden Brand weitgehend zerstört. Der barocke Wiederaufbau erfolgte bis 1708. Die Baupläne des barocken Wiederaufbaus durch das Kloster Wessobrunn stammen vermutlich von Caspar Feichtmayr, der zu den bedeutendsten Wessobrunner Baumeistern und Stukkatoren der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zählt.
(Wer sich für mehr Details interessiert kann dies unter „Pfarrkirche st vitus Iffeldorf“ bei Google nachlesen)
Ein Gang über den Friedhof, am Rathaus vorbei, das sich gleich um die Ecke unseres Hotels befindet und ich habe meinen Rundgang beendet: Angekommen!
PS: Am nächsten Tag habe ich dem Touristen-Büro – geöffnet zur Zeit von 9 Uhr bis 11 Uhr – einen Besuch abgestattet und eine Wanderkarte erhalten, die alle Ungereimtheiten bei der Beschilderung ausräumt.
Kostenpunkt 1 Euro! Unbedingt empfehlenswert. Der ganze Pfaffenwinkel mit seinen Wandermöglichkeiten auf einen Blick.
Fazit:
a: Wer dem Wandern etwas abgewinnen kann und
b: wem das Herz aufgeht bei einer wunderschönen Landschaft
DER ist hier richtig!
ABER: Anti-Mückenspay nicht vergessen.
Liebe Irmgard, eine wunderbar erfrischende Wanderbeschreibung – dem ist nichts hinzuzufügen. Am liebsten würde ich gleich losmarschieren. Lb.Gr. Marianne