Unterwegs in Deutschland

Frankfurt – Städel Museum und noch mehr

Städel Museum in Frankfurt am Main
Ausstellung: Matisse – Bonnard
Es lebe die Malerei!

Es ist wieder soweit:
Der Freundeskreis Buch und Kunst fährt unter der bewährten Regie von Ursula Krumm und begleitet von dem unerschöpflichen Wissen Dr. Uwe Westfehlings zur Ausstellung der zwei Malerfreunde, die wohl unterschiedlicher nicht sein könnten: Henri Matisse und Pierre Bonnard.
Die Fahrt im Bus nutzt Dr. Westfehling um uns die die beiden Maler näher zu bringen. Sie gehören beide zur europäischen Avantgard.
Pierre Bonnard, geb. 1867, zählt zu den letzten Vertretern eines späten Expressionismus, der es in seinen Bildern in „pastelligen Tönen nur so flirren lässt“.
Henri Matisse, geboren 1869 gilt mit seinen farbstarken Kompositionen als Wegweiser in die Abstraktion.
Beide Maler halten lebenslang an klassischen Themen fest: dem Interieur und Stilleben, der Landschaft in der freien Natur und des weiblichen Akts.

Im Museum darf Dr. Westfehling nicht erklären jedoch eine junge Frau führt uns im Museum – unterstützt durch Audio – und erläutert anschaulich und ansprechend die ausgewählten Bilder.
120 Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und einige Skulpturen aus den großen Museen und Privatsammlungen der Welt erwarten uns..
Gleich zur Einstimmung hängen im ersten Raum zwei Raritäten, die sich beide in Privatbesitz befinden und bisher noch niemals zusammengeführt wurden und ein Zeugnis von der engen Verbundenheit der Künstler geben:
„Matisse besaß sein Leben lang Bonnards umflortes Interieur „Abend imWohn- zimmer von 1907 und Bonnard hatte „Das offene Fenster“ von Matisse aus dem Jahre 1911 bei sich.
Deutlicher könnten eingeschlossene Intimität und lichtdurchflutete Offenheit nicht aufeinander treffen im Wechselspiel der Temperamente. Ähnlich funktionieren zwei Selbstporträts: Matisse malt sich 1906, im gerade gewonnenen künstlerischen Selbstbewusstsein im gestreiften Pullover mit kühl abschätzendem Blick aus den Augenwinkeln. Bonnard, der übrigens schon früher, seit den Neunzigern des neunzehnten Jahrhunderts, kommerziell erfolgreich war, hält sich noch 1933 auf einem aquarellierten Selbstbildnis ganz in sich gekehrt fest, ohne Blickkontakt zum Betrachter, in skrupulösem Gestrichel, das eher den späteren Alberto Giacometti vorwegzunehmen scheint, als an Vorgänger anzuschließen. Die so ganz unterschiedliche Haltung zur Welt mag die Basis dafür gewesen sein, dass Matisse und Bonnard nicht in Idealkonkurrenz zueinander traten (wie später Picasso zu Matisse), sondern nicht nur zu gegenseitiger Anerkennung fanden, sondern – das zeigt die Schau auf überzeugende Weise – zu fruchtbarer Auseinandersetzung.“
An Hand der ausgewählten Gemälde wurde uns die unterschiedliche Malweise dieser beiden Künstler aufgezeigt , die trotzt 40jähriger Freundschaft beim „Sie“ geblieben sind.
Die Bilder von Matisse zeichnen sich durch kräftige Farben, starke Strukturierung aus während Bonnards Farben mehr als verhalten sein, man fühlt sich in seinen Bildern eingeengt. Wir sind am Schluss der einstündigen Führung zu der Charakterisierung gekommen:
Matisse ist der Selbstbewusste und Bonnard der Zweifler, der praktisch nie ein Bild für wirklich fertig hielt.
Es war eine beeindruckende Ausstellung!
Nach der Führung, die gegen 12 Uhr endet, haben wir bis 15 Uhr „Freigang“, die Jeder/Jede nach ihrem Gusto gestalten kann.

Ein kurzer Rundgang durch die Frankfurter Innenstadt
Meinen langjährigen Wunsch, einmal die Frankfurter Innenstadt zu erkunden, vor allem die geschichtsträchtige Paulskirche mal in natura zu sehen will ich heute erfüllen.
Also auf:
Am Schaumainkai wandere ich – rechter Hand an der Museen-Meile vorbei linker Hand den Main und die Skyline von Frankfurt im Blick – bis zum Eisernen Steg. Über diese Fußgängerbrücke gelange ich schnell in die Stadt und lasse mich – erstmal rechts haltend – treiben.
Über eine breite Treppe gehe ich zwischen den Mauern des Historischen Museums und sofort nimmt ein sehr schönes Fachwerkhaus meinen Blick gefangen in dem das Bräustüb’l Haus Wertheym – Frankfurts ältestes Restaurant von 1479 – untergebracht ist.
Ohne zu suchen laufe ich auf die nächste Attraktion zu: Den Römerberg, der mit dem bekannten Rathaus das Wahrzeichen und Herz von Frankfurt ist.
Später mache ich mich schlau:
Eigentlich ist der Römerberg damit also kein Berg, sondern der Rathausplatz und das schon seit 1405. Damals bezogen die Ratsherren zwei Bürgerhäuser am Römerberg und machen seitdem von hier aus Frankfurter Politik.
Bereits Kaiser Ludwig der IV. hatte 1329 den Frankfurtern sein Okay für den Neubau der Stadtverwaltung eingeräumt, doch man wollte seitens der Bürgerschaft zunächst die Stadt und Mainbrücke ausbauen. Der Rat tagte im alten Rathaus neben dem Kaiserdom. Das alte Rathaus wurde 1414 zugunsten eines Domturms abgerissen. Bei größeren Versammlungen traf der Rat sich im Barfüßerkloster und ab 1329 im Haus zum Römer.
1405 entschied man, das Haus Goldener Schwan hinzuzukaufen. Insgesamt dauerten die Umbauten zum Rathaus drei Jahre. Die Römer- und Schwanenhalle im Stil der Spätgotik boten nun ausreichend repräsentativen Platz für Messen und Empfänge. Da sie teilweise den Zweiten Weltkrieg überstanden haben, sind sie noch heute glanzvolle Rahmen für verschiedene Veranstaltungen.
Das Rathausquintett mit den drei charakteristischen Treppengiebeln besteht aus Alt-Limpurg, Zum Römer und Löwenstein, direkt und ohne Giebelschmuck daneben, Frauenstein und Salzhaus.Zwei Anekdoten sind im Erscheinungsbild verbaut. Ende des 15. Jahrhunderts soll ein Geist die Ratsherren geplagt haben, nach dessen Austreibung suchte eine Mäuseplage den Römerberg heim. Sechs Katzen wurden angeschafft. Wie viele Mäuse sie fingen, weiß man nicht, aber die Katze ist ein Skulpturenschmuck am Römer. Ein weiterer ist der Lauscher, der um 1900 am Haus Limpurg sein Denkmal erhielt. Er stellt Friedrich-August Müller-Renz dar, ein Redakteur des Wochenblattes Sonne. Der hatte sich im Kachelofen versteckt, eifrig eine nicht öffentliche Sitzung mitgeschrieben und der Magistrat konnte seine Beschlüsse im Blättchen lesen.
Frankfurt wurde nicht nur Wahlstadt, sondern 1562 auch Kaiserstadt, denn da wurde als erster Kaiser Maximilian II. gekrönt. Jedes Ereignis warf hübsche Schatten der Verschönerungen voraus. Da Kurfürstenzimmerer hielt zur Wahlvorbereitung eine neues Gesicht im Stil des Rokoko, mit Stuck und Malereien, die Wahlstube wurde ausgeschmückt. Der Kaisersaal – nach wie vor Schmuckstück der Stadt Frankfurt <mit der gewölbten Holzdecke, der mondän und viel gerühmten barocken Kaisertreppe, von der leider nur noch das Portal zwischen Haus Römer und Löwenstein erhalten ist – alles Herausputzereien für die Macht.
Auszug aus https://www.ich-geh-wandern.de/frankfurter-römer
Fast automatisch gelange ich zur Nikolaikirche.
Die spätgotische Alte Nikolaikirche ist eine evangelische Kirche in der Altstadt. Ihr Namenspatron ist der Heilige Nikolaus, der Schutzheilige der Fischer. Sie liegt nahe dem Main am Römerberg und ist als Teil eines charakeristischen Ensembles auch über Frankfurt hinaus bekannt.
Der Mitte des 12. Jahrhunderts als Hofkapelle begründete Bau stammt in seiner heutigen Erscheinung aus dem 15. Jahrhundert und wir als eine der Dotationskirchen Frankfurts seit 1949 als Gotteshaus von der Evangelischen Paulsgemeinde genutzt.
Im Jahre 1830 wurde der in Deutschland einmalige Dotationsvertrag zwischen der Freien Stadt Frankfurt und christlichen Gemeinden Frankfurts geschlossen. Aufgrund dieses Staatskirchenvertrages ist die Stadt Frankfurt am Main zum Unterhalt der acht Innenstadtkirchen verpflichtet, die in ihrem Eigentum stehen. Die Dotation hat im Grundsatz bis heute Bestand.
Die Dotation ist eine Folge der Säkularisation, deshalb gibt es ähnliche Regelungen auch an anderen Orten wie z.B. Bern.
Auszug aus Wikipedia
Mein Rundgang führt mich an der1986 eröffneten Schirn Kunsthalle vorbei die zu den bekannten Ausstellungshäusern in Europa zählt.
Nur ein paar Minuten später gelange ich an den eingerüsteten Dom St. Bartholomäus und hier erwartet mich ein besonderes Erlebnis: um 13 Uhr ein Orgelmatinee von Peter Schaefer aus Aschaffenburg.
Der Kaiserdom ist der größte Sakralbau der Stadt. Als einstige Wahl- und Körnungskirche de römisch-deutschen Kaiser ist er eines der bedeutenden Bauwerke der Reichsgeschichte und galt vor allem im 19. Jahrhundert als Symbol nationaler Einheit.
http://www.dom-frankfurt.de/dom/
Mein nicht sehr strukturierter Rundgang führt mich am Museum für moderne Kunst vorbei und ein Blick in eine Seitengasse fällt auf eine ungewöhnliche Wandgestaltung am Kloster und Kirche der Kapuziner Liebfrauen.
Natürlich lockt mich der Innenhof mit Kirchzugang. Da jedoch gerade eine Messe gelesen wird, fällt eine Besichtigung des Innenraumes aus.
Nach dem Durchschreiten des Innenhofes kann ich lesen: Liebfrauen Klosterhof der Stille.
Hier am Liebfrauenberg findet ein Markt mit vielen Möglichkeiten zum Brotzeitmachen statt. Aber: Mein Hauptziel ist ja die Paulskirche, die „Kirche“ für das Demokratieverständnis.
Aber erst laufe ich auf die nächste Kirche zu die nur ein paar Minuten entfernt ist: Die evangelische Stadtkirche St. Katharinen.
Einen Abstecher mache ich noch bis zur Frankfurter Hauptwache, um dann umgehend den Hauptgrund der Stadtbesichtigung anzusteuern: Die Paulskirche.

„Die Paulskirche symbolisiert wie kein anderer Ort die Tradition einer demokratischen „und freiheitlichen Verfassung für die deutsche Nation. Die hier von der ersten Deutschen Nationalversammlung am28. März 1849 verabschiedete Reichsverfassung mit ihren

Grundrechten des Deutschen Volkes hat die Weimarer Verfassung von 1919 und das Grundgesetzt für die Bundesrepublik Deutschland von 1949 geprägt.“
(Auszug aus er Infobroschüre „Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster“
Laut wikipedia:
Die Paulskirche in Frankfurt am Main ist ein als Ausstellungs-, Gedenk- und Versammlungsort genutzter Kirchbau. Sie wurde 1789 bis 1833 anstelle der 1786 abgerissenen mittelalterlichen Barfüßerkirche erbaut und diente bis 1944 als evangelische Hauptkirche Frankfurts, welche heute die Katharinenkirche ist.
In dem klassizistischen Rundbau des Architekten Johann Friedrich Christian Hess tagten 1848 – bis 1849 die Delegierten der Frankfurter Nationalversammlung der ersten frei gewählten Volksvertretung der deutschen Lande. Die Paulskirche gilt damit neben dem Hambacher Schloss als Symbol der demokratischen Bewegung in Deutschland.
Betritt man den Bau wird man sofort von dem monumentalen Fries auf der Innenseite des ovalen Wandelganges gefangen genommen.

Dieses kolossale Gemälde – 32 auf drei Meter – das der Berliner Maler Johannes Grützke 1989 – 1991n seinem Atelier in Berlin gestaltet hat „Der Zug der Volksvertreter, von wo es in die Kirche transportiert wurde. In 19 Szenen zeigt es die Parlamentarier im Verhältnis zum Volk.
In der Wandelhalle des Untergeschosses wurde 1985 die Dauerausstellung „Die Paulskirche. Symbol demokratischer Freiheit und nationaler Einheit“ eingerichtet und 1998 zum 150-jährigen Jubiläum der Nationalversammlung aktualisiert und überarbeitet. Sie ist heute eine Station der Straße der Demokratie.
Die Geschichte der Paulskirche als Bauwerk und historischer Schauplatz wird in den Wandvitrinen in zwölf Stationen präsentiert.
Natürlich steige ich auch in das Obergeschoss zum Plenarsaal auf – der 1988 saniert wurde – um mir ein Bild von der Örtlichkeit zu machen wenn hier z.B. der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Goethepreis der Stadt Frankfurt verliehen werden.

Jetzt wird es aber höchste Zeit zum Mittagessen, das ich in dem ältesten Restaurant Frankfurts, im Werthym, in der Nähe des Mains einnehmen möchte so habe ich anschließend nicht weit zum Treffen mit der Gruppe um 15 Uhr am Mainkai.

Pünktlich sind wir alle wieder versammelt und gehen das kurze Stück bis zum
Karmeliterkloster mit den Wandmalereien von Jörg Ratgeb

Dr. Westfehling gibt uns erst einen Überblick über die Geschichte des Klosters das Mitte des 13. Jahrhunderts von den Karmelitern, eines in Palästina gegründeten Bettelordens, errichtet wurde.
Bis zum Ende des Mittelalters entstand durch reiche Stiftungen wohlhabender Bürger ein imposanter Komplex mit sakralen und profanen Bauten sowie einem eigenen Begräbnisplatz.In der Messe- und Handelsstadt erfüllt das Kloszer als Herberge für Händler, die sich vielfach in Bruderschaften zusammenschlossen und vertraglich an das Kloster banden, auch eine wichtige wirtschaftliche Funktion.
Die Kirche St. Maria, 1431 spätgotisch umgestaltet, steht bis heute im Zentrum der Anlage. Ihre herausragende kunsthistorische Bedeutung erhielten die Klosterbauten durch die Wandmalereien des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb.

Die Wandmalereien des schwäbischen Malers Jörg Ratgeb (um 1480-1526) und seine Werkstatt schmückten zwischen 1514 und 1521 den gerade erweiterten Kreuzgang des Karmeliterklosters mit der Heilsgeschichte und das Refektorium mit Motiven der Ordenshistorie aus. Die damals entstandenen Zyklen gelten als die bedeutendsten vorbarocken Wandmalereien nördlich der
Alpen.

(Da ich die Ausführungen von Dr. Westfehling nicht alle behalten habe, habe ich in einem Faltblatt über das Karmeliterkloster nachgelesen.)

Institut für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster
Archäologisches Museum

Im Anschluss an den Rundgang entlang der Wandmalereien – zum größten Teil noch im Original – besuchen wir noch das angrenzende Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt.

Seit 1959 beherbergt das Karmeliterkloster das Stadtarchiv, ab 1992 Institut für Stadtgeschichte genannt. Nach Beseitigung der Kriegsschäden nahm die Kirche ab 1989 um Neubauten erweitert, das Archäologische Museum auf. Beide zusammen bilden heute das Zentrum für Frankfurter Historie.

Wir bestaunen die Sammlungen zur Vorgeschichte, zur Antike und Römerzeit – z.B. ein eingerichtetes und bemaltes Wohnzimmer.
Es wird Bezug auf die Religionen genommen.
Funde von Grabungen in der Frankfurter Altstadt ergänzen die Ausstellung. So z.B. haben Archäologen Spuren der ersten Bauern um 4400 v. Chr. freigelegt. Ein Höhepunkt ist sicher der Fund im Frankfurter Stadtwald: Das Grab eines keltischen Fürsten mit Bronzegefäßen, Bronzeschwert und Pferdegeschirr.
Einen breiten Raum nimmt das „Spielangebot“ für Kinder ein, die spielerisch unter fachgerechter Betreuung Leben in der Vergangenheit nachvollziehen können.
Faszinierend ist auch das Kultbild eines Mithras-Heiligtums „die Tötung des Stiers“.

 

Nach diesem umfangreichen Programm bleibt noch etwas Zeit einen Kaffee zu trinken und pünktlich ist die Gruppe wieder am vereinbarten Treffpunkt am Mainkai bereit zur Heimfahrt, die staufrei verläuft.

Fazit:
Es war – es ist fast überflüssig dies extra zu betonen – ein bereichernder Tag und man freut sich schon auf die nächste Gelegenheit wieder eine Exkursion mit dem Freundeskreis Buch und Kunst mitzumachen.

 

 

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