Unterwegs in Deutschland

Kreuze und Bildstöcke am Wegesrand in Neunkirchen-Seelscheid

Nordrhein-Westfalen„Kreuze und Bildstöcke am Wegesrand in Neunkirchen-Neunkirchen-SeelscheidSeelscheid mit Dieter Siebert-Gasper“

so lautete der Hinweis Kölner-Stadtanzeiger

Mein Interesse war geweckt:

Dieter Siebert-Gasper ist mir als ehemaliger, engagierter Kunstlehrer unserer Tochter am privaten Antonius-Kolleg bekannt …

… seine Erläuterungen fand ich äußerst anschaulich wie er die Fresken in der Katholischen Pfarrkirche St. Margareta in Neunkirchen  –  die in dieser Form einmalig nördlich der Alpen sind  –  erklärte

… seine diversen Artikel für die „Heimat Blätter“ des Heimat- und Geschichtsvereins Neunkirchen-Seelscheid, u.a. über die Arma-Christi-Kreuze in unserer Gemeinde, habe ich stets gelesen

Aus diesen Gründen meldete ich mich bei der Volkshochschule Rhein-Sieg für die Exkursion am 8. Juni um 10 Uhr an der Pfarrkirche St. Anna in Hermerath an.

14 Interessierte fanden sich ein und pünktlich begann Herr Siebert-Gasper mit seinen Ausführungen in der Kirche.

P1100780Er erläutert, dass die heutige Pfarrkirche 1753 als Kapelle erbaut und 1754 der Heiligen Anna geweiht wurde . 1802 bekam Hermerath eine eigene Seelsorgestelle und ist an die Pfarrkirche Neunkirchen  angegliedert.

Generell erklärt er uns die Bedeutung der Wegekreuze. An die 100 gab es früher in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid, nunmehr gibt es nur noch 80, da leider mit diesen alten Zeugnissen nicht immer sehr sorgfältig umgegangen wird.

Die Funktion der Wegekreuze geht auf das Mittelalter zurück als Bittprozessionen für die verschiedensten Anliegen abgehalten wurden, z.B. Verschonung vor Hagel, Unwetter, für gute Ernte und und und. Man errichtete in der Flur als Haltepunkt Wegekreuze, die im eigentlichen Sinne also Flurkreuze waren.
Als 1264 das Fronleichnamsfest durch Papst  Robert VIII.  eingeführt wurde, dienten die Wegekreuze als Stationen für die Prozession.

Auch wurden in den einzelnen Dörfern seitens der Anwohner Kreuze zu Ehren Gottes mit ihrem Namen errichtet und wir werden auf unserer Wanderung Gedenksteine oder Erinnerungsmale antreffen, die an Ort und Stelle errichtet wurden, wo Jemand um’s Leben kam.

Dann haben wir in der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid noch 4 Arma-Christi-Kreuze die Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sind und von der Volkskunst und der Volksfrömmigkeit unserer Vorfahren zeugen.

Sie befinden sich in der Pfarrkirche St. Anna in Hermerath, in Söntgerath-Überdorf, in Wolperath, gegenüber dem Anwesen Mailänder und in Wiescheid

„Arma-Christi-Kreuze“ bestehen aus einem Holz-Kreuz das als Schnitzwerk mit den Leidenswerkzeugen Christi versehen ist.
Es ist eine Besonderheit der hiesigen Arma-Christi-Kreuze, dass sie aus einem Eichenstamm geschnitzt sind. Dies ist eine Eigenheit des Bergischen Landes, insbesondere des rechtrheinischen Rhein-Sieg-Kreises. Nach Wissen von Dieter Siebert-Gasper nahezu einmalig in Deutschland.

Mit der Passionsmystik des Spätmittelalters verknüpft ist nicht nur die Anbetung der heiligen fünf Wundmale, sondern  auch die Verehrung der Leidenswerkzeuge bzw. der Waffen („Arma“) Christi in seinem Triumpf über den Tod.
Diese als Reliquien hochverehrten Wappenzeichen des Gekreuzigten gehen zurück auf die Berichte der vier Evangelien, wo sie als Zeichen von Christi Sieg und Auferstehung überhöht werden.

Bis zu 30 Passionssymbole sind überliefert. Man kann davon ausgehen, je jünger die Arma-Christi-Kreuze sind, desto differenzierter ist die Gestaltung der Leidenswerkzeuge Christi. Bei den früheren fehlen die Gestaltungen der Seitenteile.

CCI09062013_00002 Nehmen wir als Beispiel hier das sogenannte „Hasenbacher-Kreuz“, das 1810 an der Abzweigung der Hasenbacher Straße nach Broscheid in der Nähe des Hofes  – ehemaliges “Sattelgut Hasenbach“ von den Eheleuten Johann Schmitz d.J. und Anna-Veronica Peters aus Hasenbach errichtet wurde.

Bis 1962 stand dieses Kreuz*) an der Weggabelung von Hasenbach nach Broscheid, ehe es nahezu zerstört zu einem Restaurator nach Kerpen-Buir gelangte und erst 1972 auf die Initiative von Dechant Meinen restauriert und in der Pfarrkirche St.Anna in Hermerath neu aufgestellt wurde.

Die dargestellten, geschnitzten Leidenwerkzeuge am „Hasenbacher-Kreuz“ sind hier:

Brustbild Christi mit Spottmantel und Dornenkrone, Purpurmantel und Zepter, Rohrstab mit Schwamm, Knüppel und Palmzweig, durchbohrte Hände Christi, 3 Nägel, die das Herz zerstochen haben und das Blut, das in die Monstranz fließt, die Lanze, die Laterne, Hahn auf der Geißelsäule, Leiter, Hammer, Zange, Geldbeutel des Judas, Leibrock Christi mit den Würfeln der Soldaten, durchbohrte Füße Christi, Totenkopf, Sündenfall Adams und Evas, Judastod durch Erhängen durch den Teufel,  Hl.Veronika mit Schweißtuch und Jahreszahl „1810“.

Nach diesen Ausführungen wandern wir nun durch den Ort Hermerath bis zum Friedhof, um dort das Hofkreuz der Familie Schröder vor 1900 zu betrachten, das ursprünglich vor dem Hof des Ehepaares stand und hierher umgesetzt wurde.

An Hand dieses Kreuzes erklärt uns Dieter Siebert-Gasper den Aufbau einesP1100793x Steinkreuzes.

Auf dem Sockel ruht die Fußplatte, dann folgt der untere Schaft mit Inschrift, darauf ruht die Altarplatte,  der obere Schaft mit Muschelnische, die Dachplatte, Sockel für Kreuzaufsatz und Kreuzaufsatz mit Corpus Christi folgen.

Als wir das Gut der Stifter des Armakreuzes Hasenbach passieren werden wir aufgeklärt, dass es sich hier um ein sogenanntes Sattelgut handelte.

Der Name leitete sich lt. Siebert-Gasper davon ab, dass der Besitzer des Gutes dem Landesherrn – hier der Graf von Berg –  wenn er in den Krieg zog,  mit Pferd und Sattel Dienst leisten musste.
Es gab etwa 10 Sattelgüter in Neunkirchen, sie wurden erstmalig 1594 durch die Auflistung, die der Graf von Berg durchführen ließ, erwähnt.

Gleich an der Wegegabelung Hasenbach stand das Armakreuz und gegenüber bei dem Anwesen das Steinkreuz der Familie Schröder.

Der nächste Stopp ist an der K 50 zwischen Hermerath und Hasenbach beim P1100795sogenannten „Emigrantenstein“ von 1795. Es handelt sich um einen sogenannten Gedenkstein für den  Emigranten Ludwig Josef Cornelius Caullet an der Straße von Hermerath nach Hasenbach,  der  Jesuitenpater aus Flandern verstarb genau an dieser Stelle. Die Inschrift lautet:
“Hier starb der Emigrant Herr Ludw. Jos. Corn. Caullet S.J. aus Flandrien am 2. August 1795 – R.I.P. – Renoviert 1876 Heinrich Weeg“

Bereichernd war, dass ein Anwohner sich zu uns gesellte, der auch das Umfeld des Gedenksteines pflegt und uns erklärte, dass selbiger Pater eine Messe in Hasenbach abhielt, die Prozession noch ein Stück mit ging und dann in den Armen eines Bauern an eben dieser Stelle verstarb.

Unser Weg führt uns  weg von der K 50 Richtung Hülscheid  in den Dornbitzenweg, weiter durch eine wunderschöne Landschaft: Blick gerade aus auf das Siebengebirge und linker Hand liegen Wiesen und Wälder des Grafen Nesselrode.

Kurz darauf halten wir Am Bungental. In einer Betonmauer ist das P1100796Erinnerungsmal an Heinrich Hahn von 1813 eingelassen, P1100797der hier an einem „Schlagfluss“ verstarb.
Gleich  gegenüber hat die Dorfgemeinschaft dem Wunsch des Goldhochzeitpaares Schulte entsprochen und ein Wegekreuz errichtet.

Auch hier wieder die spontane Auskunft eines Anwohners der uns berichtet, dass der Corpus Christi an dem Kreuz hundert Jahre alt sei, aus Gusseisen ist, am ehemaligen Steimel-Kreuz hing und Jahre auf einem Speicher schlummerte.

Durch den Hülscheider Hof wandern wir zur Thujastraße und halten vor demP1100799 Gedenkkreuz der Familie Wirtz (1904), das von den Ausmaßen der normalen Wegekreuze durch einen überdimensionalen Corpus und einigen riesigen Kreuzschaft absticht.
P1100802In der Birkenfelder Straße befindet sich das Erinnerungsmal Wimar Kurtenbach von 1888.
Auch hier wieder gesellt sich eine Anwohnerin zu uns, die uns ein Fotoalbum präsentiert, in dem die Umsetzung des Erinnerungsmal von der einen Seite der L352 auf die andere festgehalten ist.

Wir queren die K 50, passieren das Anwesen einer P1100804Bedachungsfirma mit Musterbeispielen P1100807der Dachbegrünung und Fassadengestaltung, an einer Pferdekoppel und Blumenwiesen vorbei geht es abwärts nach Brackemich.

In der Brackemicher Straße steht vor einem kleinen P1100809Teich das Erinnerungsmal für den 19jährigen Peter Schlösser, der durch das Überschlagen eines Pferdewagens auf dieser abschüssigen Straße am 6. März 1917 hier um’s Leben kam.

An diesem Kreuz kann man gut feststellen, dass die Kreuze stets in die Natur eingebettet wurden, umgeben von Bäumen.

Kurz darauf sind wir am Dorfplatz von Brackemich und hier befindet sich P1100811ebenfalls ein  Wegekreuz.
Wir sind begeistert, dass wieder ein Anwohner zu uns stößt und erläutert, dass das Kreuz noch von Fronleichnam her geschmückt ist und das Kreuz seitens der  Nachbarschaft gestiftet wurde und gepflegt wird.

Hübsche Fachwerkhäuser, ein riesiger Walnussbaum bilden ein P1100812ansprechendes Ensemble.

Durch den Weidenbuschweg gehen wir zur Landstraße 352, queren diese und halten uns Richtung Söntgerath.

P1100813Beim Abzweig zur Wendmühle befindet sich rechter Hand unter Bäumen ein sogenannter „Fussfall“. Auf der Steinplatte befindet sich die Inschrift:
„Wer will zum ewigen Leben eingehen der nemet sein Kreuz und folge mir nach –
Erbarme dich unser – Errichtet von den Eheleuten Johann Klein und Anna Helena Demmer zu Ueberdorf – zu Ehren des Leiden Jesu Christi am ersten April 1882“

Es wird vermutet, dass diese Bildtafel von einer alten Kapelle in Much-Kreuzkapelle stammt.

Diese Fussfall-Stellen beziehen sich auf den Weg Christi mit dem Kreuz nach Golgath bei der er sieben Mal den Fussfall vollzieht.

Rechter Hand der Straße schlängelt sich ein kleiner Bachlauf und links fällt der Blick auf Weiden und einen der drei Ortsteile von Söntgerath, die da sind: Überdorf, Mitteldorf und Oberdorf.

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Auch entspinnt sich die Diskussion: Sind die Ortsnamen die Namensgeber für die Familien-Namen oder umgekehrt.

P1100816Bei einem kleinen Holzkreuz biegen wir von der Söntgerather Straße links in die Wennerscheider Straße ein und steigen die Anhöhe aufwärts durch den Überdorfer Weg zum nächsten Armakreuz, das nach Aussagen vonP1100826 Dieter Siebert-Gasper zu den Schönsten der 4 in der Gemeinde sich befindenden Armakreuzen gehört.
Es ist das Ursprünglichste – von 1797 –  das zweitälteste –  von den Motiven her das künstlerisch  hochwertigste der Gemeinde – und es hat natürlich auch die Arma-Motive ähnlich wie in Hermerath.

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Auch hier sind wir  wieder sehr angetan von der Ansammlung der Fachwerkhäuser und stellen fest: Wir wohnen schon in einer sehr schönen Gegend!

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Unser Weg führt uns weiter nach Mitteldorf und zwar durch die Viehgasse, da P1100831war es früher erlaubt, das Vieh zur Weide durchzutreiben.
Am Ende de Viehgasse biegen wir rechts ab und am Mitteldorfer Weg befindet sich das nächste Kreuz.

Dieter Siebert-Gasper führt wieder aus, dass die Kreuze vielfach in der Nähe der Wohnhäuser der Stifter stehen – hier waren es  Wilhelm und Christine Söntgerath.
Es ist etwas erhöht, geschützt, wieder unter Bäumen, ein typisches Steinkreuz – um 1840/50 – gut propotioniert und bemerkenswert ist der Corpus Christi. Je kleiner und ausgearbeiteter der Corpus ist um so älter ist das Kreuz.

Es handelt sich hier um den Haltepunk 12: am Mitteldorfer Weg
Dankenswerter Weise hat Dieter Siebert-Gasper beim Antritt unserer Exkursion Unterlagen an alle verteilt in denen unsere Wanderroute mit Stopps, Erläuterungen und Abbildungen der Wegekreuze, Gedenkmale und der Armakreuze aufgelistet sind.

In unmittelbarer Nähe befindet sich wieder ein „Fussfall“ – erst 2004 vomP1100833 Ehepaar Müller aus Mitteldorf errichtet –  mit der Inschrift:

„ Gott nimmt Dir nicht die Lasten, sondern er stärkt Dir die Schultern“

Wir kehren nochmal zur Söntgerather Straße zurück und hier demonstriert uns Dieter Siebert-Gasper wie leichtsinnig zum Teil mit den alten Kulturgütern umgegangen wird. So ist hier nur noch die Bodenplatte eines Wegekreuzes von 1838 vorhanden, es fiel in diesem Winter wohl einer Schneeräumaktion zum Opfer ohne dass  sich der Verantwortliche der Sache angenommen hätte.
Schade! Nun schlummern die geretteten Teile auf dem Bauhof der Gemeinde.

Wir gehen zurück und hoch zum Ortsteil Sönterath-Oberdorf, Schlader Weg .
P1100836Wieder befindet sich das Wegekreuz dicht bei einem Wohnhaus,  unter einer wunderschönen Linde versteckt und leider nicht fachmännisch „restauriert“, sprich: mit Farbe zugekleistert, so dass nichts mehr entziffert werden kann.

Die Sonne brennt, so dass wir uns den vorgesehen Schlenker über die Balensiefener Straße in Söntegerath sparen.

 

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Wieder wandern wir an Pferdekoppeln und Kuhweiden vorbei abwärts und betrachten den nächsten „Fussfall“.

Auf der Steinplatte lautet die Inschrift: „1768 (…) D.GT.M.E. Johannes Deodor Rosawer et Henricie (…)“ P1100840
Ergänzt wurde von Dieter Siebert-Gasper:
Die Inschrift kann auf Johann Theodor Rosauer aus Oberdorf bezogen werden. (*2.1.1707; gest. 23.4.1772) sowie auf Heinrich Rosauer aus Wolperath (gest. 3.12.1781), Pächter der von Diepental’schen Güter zu Söntgerath und Wolperath.

P1100853Von nun an geht es sanft bergauf, an Blumenwiesen, frisch gemähten Wiesen und einer Ziegenherde vorbei.
Im Schatten eines Waldes, auf einer Wiese machen wir eine kleine Pause. Füllen die von Bianca Jamitzky, der verantwortlichen Dame der Rhein-Sieg-Volkshoche, verteilten „Zufriedensheits-Fragebögen“ aus und plaudern.

Und was stellt sich heraus? Welche Zufälle es gibt!
Ich erzähle Bianca Jamitzky dass ich höchstwahrscheinlich einen Bericht über die heutige Excursion schreiben werde, dass ich normalerweise Wanderberichte über die wöchentlichen Touren auf Teneriffa, die ich mit meiner Freundin Elisabeth mache,  ins Internet stelle. Da reagiert Bianca Jamitzky ganz aufgeregt: „Ich kenne Sie, ich kenne Sie!“
Was war? Sie verbrachte im Dezember eine Woche auf Teneriffa und in Vorbereitung ihrer Reise recherchierte sie im Internet und rief unter „Teneriffa Wandern“ unsere Seite – www.mundi-roth.de – auf und wanderte doch tatsächliche eine von mir beschriebene Route im Anagagebirge nach!
Auch ich war begeistert!

So, wir setzen zum Endspurt zur Hermerather Mühle an. Dort sind wir für 14 Uhr zum Essen angemeldet.

Wir gelangen auf die Landstraße 352, folgen ihr ein kurzes Stück links, um dann rechts abzubiegen.  Auf der Asphaltstraße gehen wir diritissima bis Köbach. Hier biegen wir in die Köbacher Straße ein, in der auch das Hofkreuz der Familie Franken von 1919 steht.
Es steht vor einer mächtigen Hecken-Wand und den malerischen HintergrundP1100847 bildet ein wunderschön-restauriertes Fachwerkhaus, eines der ältesten der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid, von 1784.

Hier im Eichenwald von Köbach gab es früher eine Raubritterburg, von der jedoch nur noch das Fundament geblieben ist.
Es geht die Sage, dass Ritter Göttscheid, als er einmal auf der Jagd allein im Wald unterwegs war, von einem großen Keiler angegriffen wurde. In höchster Not schwor er, das Geld für den noch unvollendeten Kirchturm für die katholische Pfarrkirche St. Margareta in Neunkirchen zu stiften, sollte er diese Begegnung überleben. Und er hielt Wort. Ritter Göttscheid selbst soll bei der Pfarrkirche begraben sein

Nach einem zwanzigminütigen Spaziergang erreichen wir  um 13:50 Uhr die Hermerather Mühle. Noch lässt es das Wetter zu, dass wir draußen die berühmten gegrillten Hähnchen essen können, jedoch es ziehen Gewitterwolken auf.

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P1100861Auf dem lang ansteigenden Weg nach Hermerath zur Pfarrkirche zurück – wo das Auto geparkt ist – ereilt uns dann das Gewitter. Nicht weiter schlimm! Es war eine interessante, wunderbar vorbereitete und durchgeführte Exkursion durch Dieter Siebert-Gasper!

Anhang:
Die Arma-Cristi-Kreuze
Auszug aus einem Beitrag von Dieter Siebert-Gasper in den „Heimat Blätter“ des Heimat- und Geschichtsvereins Neunkirchen-Seelscheid e.V., Jahrbuch 1998, Heft 13 und Jahrbuch 2002 Nummer 17 von

Anmerkung: Die vier Evangelisten sind: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes

(1) „INRI“ als Initialen der Inschrift, die Pilatus am Kreuz anbringen ließ. (Joh.19,19) und deren angebliches Original sich in Rom befindet (S. Croce in Gerusalemme): „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum“ = Jesus von Nazareth, König de Juden“; statt dieser Initialen kann auch das Christusmonogramm „IHS“ erscheinen, das aus den Initialen des griechischen Namens für „Jesus“ gebildet ist;
(2) Nägel des Kreuzes sowie Hammer, Zange und Leiter, welche die Soldaten benötigten, um Jesus an das Kreuz  schlagen und ihn wieder abzunehmen; über diese Werkzeuge wird in den Evangelien nicht „ex pressis verbis“ berichtet, Kreuzesnägel werden aber u.a. in den Kirchenschätzen von Bamberg, Excorial, Florenz, Köln, Krakau, Laon, Mailand, Monza, Paris, Rom, Trier und Venedig aufbewahrt;
(3)  Dornenkrone als eichen der Verspottung Jesu (Matth. 27.29; Mark. 15.17; Joh. 19,2), wie sie bereits auf altchristlichen Katakombenfresken und Sarkophagen symbolisiert und in einem kostbare Reliquiar von St. Chapelle zu Paris gezeigt wird;
(4) purpurroter Spottmantel (Matth.27,28; Mark. 15,17; Joh. 19,2); stattdessen kann, wie bei dem Kreuz in Algert, auch ein helles Spottkleid dargestellt sein, das auf das Lukasevangelium zurückgeht, demzufolge Hewr4odes Christus mit einem weißen Gewand zu Pilatus zurücksandte (Luk. 23,11);
(5) Rohrstab, den die Kriegsknechte dem Gekreuzigten als Spottzepter in die Hand gaben (Matth. 27,29) und mit dem sie ihm auf das Haupt schlugen (Matth. 27,30); Mark. 15,19)
(6) Geißel und Geißelsäule (Matth. 27,26; Mark. 15,15; Joh. 19,1), häufig zusammen mit dem Strick für das Festbinden Jesu an der Säule und mit de Rute für seine Züchtigung: in S. Prassede zu Rum wird eine Säule gezeigt, welche die Original-Geißelsäule sein soll;
(7) Hahn auf dieser Geißelsäule, der auf Jesu Verleugnung durch Petrus hin weist (Matth. 26,69 ff.; Mark. 14,66 ff.; Luk. 22,54 ff.; Joh. 18,15 ff.);
(8) Schwamm mit Essig, den  die Soldaten auf ein Rohr steckten und Jesus zum Trinken reichten (Matth. 27,48; Mark. 15,36; Luk. 23,36; Joh. 19,29); eine frühe Darstellung dieses Motivs findet sich in einem Fresko aus S. Maria Antiqua zu Rom;
(9) Lanze, mit der ein Soldat, der Legende zufolge ein Hauptmann namens Longinus, Jesu Seite durchbohrte (Joh. 19,34); bereits auf frühen Kreuzigungsdarstellungen ist dieses Motiv enthalten, so in dem syrischen Rabula-Evangeliar (6. Jh.) und in einem ottonischen Sakramentar aus Fulda (10.Jh);
(10)
Leibrock Jesu und die Würfel der ihn verlosenden Soldaten (Matth.27,35; Mark. 15,24; Luk. 23,34; Joh. 19,23 f.); der Rock Christi wird im Trierer Dom aufbewahrt und dort hoch verehrt;
(11)
Laterne und Pechfackel von der Gefangennahme Jesu (Joh. 18,3) und das Schwert des Petrus, häufig noch versehen mit dem abgeschlagenen Ohr des Malchus (Joh. 18,10);
(12)
dreißig Silberlinge, die aus einem umgestülpten Geldbeutel fallen und den Verrat des Judas versinnbildlichen (Matth. 26,14 f; Mark. 14,10 f.; Luk. 22,4 f.; Joh. 13,21 ff.);
(13)
Wasserkanne mit Schüssel für die Handwaschung des Pilatus (Matth. 27,24);
Schweißtuch der Veronika, gemäß der Legende,dass eine fromme Frau namens Veronika Jesus auf dem Kreuzweg ein Tuch zum Abputzen des Schweißes angeboten habe, welches in Turin aufbewahrt wird:
Judas am Baum, dessen Tod durch Erhängen (Matth. 27,3 ff.) häufig unter der Mithilfe des Satans dargestellt ist (vgl. Luk. 232,3; Joh. 13,27); dieses Motiv ist in der Regel auf einer Seite des Kreuzstammes dargestellt, dem auf der entgegengesetzten Seite gewöhnlich der Sündenfall Adams und Evas Genesis 2,214-17 u. 3,1-24) gegenübergestellt ist wie bei den Arma-Christi-Kreuzen aus Wiescheid, Algert, Söntgerath und Hänscheid.

Außer den einzeln oder in Gruppen wiedergegebenen Leidenswerkzeugen kommen auf allen Arma-Christi-Kreuzen die fünf Wundmale Jesu vor. Dabei erscheint gewöhnlich unter dem geöffneten Herz ein Kelch, aus dem sich eine weiße Hostie als Zeichen der Eucharistie erhebt. Damit wird gleichzeitig auf die  dieser Denkmäler verwiesen, dkie das gesamte Leiden des Erlösers vergegenwärtigen und in den Mittelpunkt der religiösen Erfahrung stellen.  Für die Passionsmeditation entfalten die Arma Christi nahezu „magische Kräfte“ , welche die Teilhabe an Christi Erlösung jund an der Auferstehung in Aussicht stellen unddadurchb das eigene Leid überwinden helfen. Insofern wird man den Arma-Christi-Kreuzen nicht gerecht, wenn man sie nur als „Bilderbibel der Armen“ ansieht.“

*) Das Foto wurde von einer Postkarte des Heimat- und Geschichtsvereins übernommen.

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