Unterwegs in Deutschland

Rundgang durch Köln mit Freunden

Köln ist ein Gefühl!

Seit der Gründung durch die Römer vor fast 2000 Jahren wird in der Stadt am Rhein gebaut, gelebt und Handel getrieben. Als „Rom des Nordens“ galt Köln lange wegen der vielen Kirchen, allen voran der gotische Dom.
Vom Bahnhof aus, wo wir unsere Freunde „einsammelten“, halten wir uns rechts, unser erster Besichtigungspunkt ist St. Mariä Himmelfahrt.
Für die seit 1544 in Köln ansässigen Jesuiten wurde seit 1618 eine eigene Kirche errichtet. Hauptförderer waren Erzbischof Ferdinand und sein Bruder, Kurfürst Maximilian von Bayern. 1678 geweiht, wurde die Kirche erst 1689 fertiggestellt. Entworfen wurde sie von dem Aschaffenburger Architekten Ch. Wamser, ausgestattet von dem Augsburger Bildhauer J. Geisselbrunn. Die frühbarocke Kirche St. Mariä Himmelfahrt ist die bedeutendste Jesuitenkirche Nordwestdeutschlands, die im Geist der Gegenreformation, unter bewusstem Rückgriff auf Elemente der Romanik und Gotik, die Kontinuität der katholischen Kirche auszudrücken sucht. Im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde ihre ursprüngliche Gestalt und Farbigkeit bis 1979 rekonstruiert. Nach den bisher gesehenen Kirchen, zum Teil sehr nüchtern, holt man ob des Prunks, des Lichts und der Farben sowie viel Gold erst mal Luft

St. Ursula
Zur Geschichte lässt sich sagen, dass die Gräber junger Märtyrerinnen inmitten eines römischen Gräberfeldes im Gedächtnis der Kölner blieben. Ihr Ruhm reichte weit. Eine Inschrift im Chor berichtet, dass der vornehme Römer Clematius aus dem Osten des Reiches kam, um ihre Kirche auf seine Kosten zu erneuern. Die Legende wuchs um den Kern der Inschrift. Erst im 10. Jahrhundert tritt Ursula in Erscheinung, die englische Prinzessin auf Pilgerfahrt an der Spitze ihrer elftausend Begleiterinnen und noch Begleiter dazu.
Die Erfahrung mit den Ungarn, die das Gerresheimer Stift in Brand gesteckt und deren Insassen zum Teil verschleppt hatten, färbte die Legende. Die Märtyrerjungfrauen wurden vor den Toren Kölns zu Opfern der Hunnen. Ursprünglich hieß die Königstochter Pinnosa. Je mehr Gebeine gefunden wurden, desto leuchtender erstrahlte der Ruhm, besonders als die Stadterweiterung von 1106 den Kirchenbereich erfasste. Anfang des 12. Jahrhunderts, kurz darauf, entstand die Emporenbasilika, noch immer Grundbestandteil des heutigen Baus.
Anfang des 13. Jahrhunderts wird der Westturm ausgebaut, und Ende des 13. Jahrhunderts wird der Chor in frühen gotischen Formen erweitert. Die Reliquienbüsten des 13. und 14. Jahrhunderts verbreiten den Kult Ursulas in Europa. Höhepunkt barocker Heiligenverehrung ist die Goldene Kammer. Man steht inmitten der Reliquien, zwischen den Heiligen, an deren englische Herkunft die barocke Haube des Turmes mit ihrer Krone erinnern soll.
Die Entdeckung der unzählbaren Gebeine auf dem „ager Ursulanus“ und das Bedürfnis, Raum für ihre Präsentation zu schaffen, gaben den Anstoß zum Neubau einer romanischen dreischiffigen Pfeilerbasilika mit Emporen über den Seitenschiffen. Diese älteste Emporenbasilika am Niederrhein fand zwar bei Kölner Stiftskirchen keine Nachfolge, wohl aber bei den innerstädtischen Pfarrkirchen St. Peter und St. Maria Lyskirchen.
Die Luftangriffe des Zeiten Weltkriegs legten St. Ursula in Schutt und Asche. Lediglich die Umfassungsmauern blieben stehen. Schon 1948 begann der Wiederaufbau.
Trotz einiger schmerzlicher Verluste besitzt St. Ursula im Vergleich zu anderen Kölner Kirchen eine reiche Ausstattung, sowohl an mittelalterlichen und barocken wie auch an zeitgenössischen Kunstwerken.
Erwähnt werden sollten die elf Fenster des Chors, die an die Bedeutung der Zahl Elf für die Ursulalegende erinnern. Wunderschön ist die Skulptur der „Schutzmantelursula“ von Tilman an der Burch, Ende 15. Jahrhundert und im nördlichen Querhaus befindet sich auch das Grabmal der hl. Ursula.
Die goldene Kammer konnte wegen Restaurierungsarbeiten  nicht besichtigt werden.
Und gleich noch eine Kirche oder vielleicht erst ein Glas Kölsch in der „Schreckenskammer?

St. Andreas
Diese Kirche steht deshalb auf dem Plan, da am 1. Oktober 2009 die neuen, von Makus Lüpertz gestalteten Fenster der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Finanziert wurden sie vom Förderverein Romanische Kirchen Köln e.V.
Wie heißt es im Grußwort des Oberbürgermeister Jürgen Roters:
„Markus Lüpertz hat es mit seiner künstlerischen Gestaltung hervorragend geschafft, einen direkten Bezug zur Kirche St. Andreas – und zwar zu dem Schrein mit den Gebeinen der machabäischen Brüder, zu den sterblichen Überresten des bedeutendsten Ordensheiligen der Dominikaner, Albertus Magnus, und zum Marienchor – herzustellen.“
Angefertigt wurden die Fenster in den Glasstudios Derix in Taunusstein-Wehen.
Zur Erläuterung:
Nach dem Wiederaufbau des spätgotischen Machabäerchors erhielten die sieben Fensterbahnen eine helle Notverglasung, die jetzt durch die leuchtenden Fenster von Markus Lüpertz ersetzt werden konnten. Seinen Namen erhielt der Bauteil durch den dort aufgestellten, 1527 entstandenen Schrein mit Reliquien der machabäischen Brüder. Die Gebeine, aufgefunden von der hl. Helena, gelangten mit den Reliquien der Heiligen Drei Könige 1164 nach Köln. Sie waren die Hauptreliquien des Benediktinerinnenkosters Zu den Hl. Machabäern. 1802 wurde auch dieses Kloster aufgelöst und zahlreiche Ausstattungsstücke nach St. Andreas übertragen.
Auf dem kostbaren Schrein ist das Leiden der alttestamentarischen Blutzeugen drastisch dargestellt, das sie erdulden mussten, weil sie ihre heiligen Gesetzte einhalten wollten. Dieses Martyrium für den Glauben wurde als Vorausbild des Leidens Christi verstanden, woraus die christliche Verehrung dieser jüdischen Heiligen resultiert.
Markus Lüpertz greift in seinen Fenstern die Thematik des Martyriums der Machabaer auf und stellt sie, wie es auch der Künstler des goldenen Schreins aussgeführt hat – der Leidengeschichte Jesu gegenüber. In den unteren Hälften der Fenster ist jeweils eine Szene aus der Machabäergeschichte dargestellt, darüber eine Szene der Passion. Wo wird den machabäischen Brüdern die Haut des Schädels abgezogen wird, ihnen werden Hände und Füße abgeschlagen und am Ende werden sie in einem Kessel gebraten. Den Darstellungen zugeordnet ist in den oberen Fensterteilen Christus an der Geißelsäule, die Gestalt des Gekreuzigten und die Kreuzabnahme.
Ganz kurz zur Kirche selbst:
Als Nachfolgebau einer erzbischöflichen Gründung des 10. Jhs. entstand die Stiftskirche mit Westquerbau und Vierungsturm ab etwa 1190 neu. Eine elegante gotische Chorhalle und Kapellenbauten an den Seitenschiffen wurden im Spätmittelalter angefügt. Grab des hl. Albertus Magnus in der Hallenkrypta des 11. Jhs. (im 20. Jh erneuert).
Achtung: Mittwoch um 12 Uhr Heilige Messe

Nun wenden wir uns dem Kölner Dom zu.
Egal wie oft man ihn auch schon besichtigt hat, das muss sein.
Was sagt der Kölner? Mach et jot, aver nit zu of!
Durch das Petersportal, dessen Figurenschmuck zum Teil aus dem Mittelalter stammt, betreten wir Deutschlands größte Kirche. In den Jahren 1375 bis 1380 standen die großen Gewändestandbilder der fünf Apostel: Petrus, Andreas und Jakobus, rechts der Tür von innen nach außen, Paulus und Johannes, links. Im Bogenfeld über dem Bronzeportal sitzen in der unteren Zone Propheten, in der mittleren ist das Martyrium der Apostel Petrus und Paul, in der oberen der Himmelsturz des Simon Magus dargestellt.
Als Mutterkirche des Erzbistums und Wahrzeichen der Stadt wurde die gotische Kathedrale ab 1248 errichtet. Es ist Kölns wichtigstes Bauwerk.
Als kostbarster Besitz galten in Köln die Gebeine der Heiligen Drei Könige, die der Reichskanzler Friedrich Barbarossas für Italien, Erzbischof Rainald von Dassel, 1164 als Kriegskontribution aus Mailand nach Köln gebracht hatte. Nach der Vollendung des kostbaren Schreins um 1220, der die Dreikönigsreliquien birgt, wurde der Wunsch geweckt, den bisherigen karolingischen Dom durch eine gotische Kathedrale nach französischem Vorbild zu ersetzen. Erzbischof Engelbert I. von Berg regte 1225 die Errichtung eines neuen Doms an und versprach, das Werk auch finanziell zu fördern. Den Grundstein legte am 15. August 1248 schließlich Erzbischof Konrad von Hochstaden.
Köln wurde zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte Europas. Ein Großteil der bis heute erhaltenen Ausstattung, darunter die zahlreiche mittelalterlichen Fenster, stammt aus der Zeit vor und nach der Chorweihe von 1322. Nachdem Mitte des 16. Jh. die Bauarbeiten eingestellt worden waren, hat man zwischen 1842 und 1880 das unvollendete Langhaus und die Türme fertiggestellt.
Trotz seiner gigantischen Größe ist der Dom von den Gesetzen des Maßes im Sinne des römischen Architekten Vitruv bestimmt. Er hat folgende Abmessungen: äußere Gesamtlänge 144,58 Meter, Gesamtbreite des Querhaus 86,25 Meter, Höhe des Nordturms 157,38 Meter, Höhe des Südturms 157,31 Meter, Höhe der Querfassade 69,95 Meter, Höhe des Mittelschiffs 43,35Meter, Höhe der Seitenschiffe 19,80 Meter. Der Vierung kommt eine besondere Bedeutung zu, da hier der Dreikönigenschrein seine Aufstellung finden sollte. Von der quadratischen Vierung führen vier hintereinanderliegende recheckige Chorjoche, begleitet vom Chorumgang und je einem Seitenschiff zum Chorhaupt, das mit sieben Seiten eines Zwölfecks abschließt. Die äußeren Seitenschiffe münden in den siebenfachen Chorkapellenkranz, die inneren schließen sich zum Chorumgang zusammen und bilden so den Prozessionsweg der Pilger.
Eine bewegte Zeit erlebte der Kölner Doms während seiner Bauzeit und auch danach kam er nicht zur Ruhe. Schon kurz nach der Jahrhundertwende machten sich schwere Witterungsschäden bemerkbar, weswegen 1904 eine neue Dombauhütte eingerichtet wurde. Im Zweiten Weltkrieg kam es durch die alliierten Fliegerangriffe zu erheblichen Zerstörungen an den Gewölben und am nördlichen Strebpfeiler der Westfassade. Bis 1956 dauerten die Arbeiten diese Schäden auszumerzen. In der Gegenwart müssen laufend größte Anstrengungen unternommen werden, um die bedrohte Bausubstanz zu erhalten. Eine der größten Sorgen gilt der Luftverschmutzung, die die Steinmassen zersetzt.
Die Fülle der beachtenswerten Schätze im Dom ist so groß, dass ich mich auf einige wenige, die mir besonders gefallen, konzentrieren will.
Die Glasfenster:
Die fünf Glasgemälde für das nördliche Seitenschiff des Langhauses schufen zwischen 1507 und 1509 die bedeutendsten Vertreter der Kölner Malerschule, der Meister von St. Severin und der Meister der Heiligen Sippe. Das Fenster, das als erstes vollendet wurde, (drittes von Westen) zeigt die Geburt Christi mit der Anbetung der Hirten und links oben – als typologische Entsprechung – Moses vor dem brennenden Dornbusch. Unterhalb dieser Szenen, in Arkaden gestellt, sind die Heiligen Georg, Mauritius, Gregor von Spoleto und Gereon als himmlische Schutzherren der Stadt zu sehen. Die Stadt wird durch die Wappen und die bannertragenden Stadtpatrone Agrippa und Marsilius im unteren Fensterbereich repräsentiert.
Als Gegenstück zu diesen Renaissancefenstern stiftete 1842 König Ludwig I. von Bayern die fünf großen Fenster im südlichen Seitenschiff, des Langhauses, die „Bayernfenster“. Diese im Domjubiläumsjahr 1848 eingesetzten Fenster gehören zu den frühesten und zugleich kostbarsten Werken monumentaler Glasmalerei der Münchner Schule des 19. Jahrhunderts.
Die Fenster stellen in den Hauptfeldern von West nach Ost die Predigt Johannes des Täufers, die Anbetung der Hirten und der heiligen Drei Könige, die Beweinung Christi, das Pfingstwunder und die Steinigung des hl. Stephanus dar.
Und nun gilt es noch ein neues Fenster zu besichten, das große Diskussionen in Köln ausgelöst hat:
Das Richter Fenster.
Wie titelte der Kölner Stadt-Anzeiger am 25. August 2007?
„Und es ward Licht“
„Selten ist ein einzelnes Kunstwerk in der Region mit so viel Spannung und Vorfreude erwartet worden. Das vom Kölner Ehrenbürger Gerhard Richter gestaltete neue Fenster des Kölner Doms ist ein Vorbild an Klarheit und Transparenz moderner Glasmalerei und eröffnet durchaus Wege zur Transzendenz.
Fakten: Das Fenster besteht aus 11 500 Quadraten mit einer Kantenlänge von 9,6 cm. Für das Glas hat der Künstler aus einer Palette von 800 Farben 72 ausgewählt, die in den mittelalterlichen Farbfenstern des Doms und denen des 19. Jahrhunderts verwendet worden sind.
Die Farben ließ Richter durch einen Zufallsgenerator anordnen. Vom Künstler bestimmt sind Wiederholungen und Spiegelungen: Von den sechs hohen Fensterbahnen spiegeln sich die Bahnen 1 und 3, 2 und 5 sowie 4 und 6.
Die Idee der Gestaltung geht zurück auf Richters Gemälde „4096 Farben“ von 1974. Richter hat den Entwurf der Dombauverwaltung geschenkt. Die Herstellungskosten von 270 000 Euro werden von Spenden getragen.
Stellt sich die Frage: Ist das Kunst?
Sicher hängt das Gefallen auch vom einfallenden Sonnenlicht ab.
Aber weiter mit dem Dom-Rundgang:
Ein weiterer Höhepunkt der Dombesichtigung ist das Dombild, das Hauptwerk Stefan Lochners. Ein Marienbild, das alle Mariendarstellungen im Kölner Dom übertrifft und das richtiger „Altar der Kölner Stadtpatrone“ genannte werden müsste. Es befindet sich heute in der Marienkapelle.
Um 1445 wurde das Triptychon für die Ratskapelle gemalt und war der geistige Mittelpunkt der bürgerlichen Gemeinde Kölns. Jede Ratssitzung wurde mit einer Messe vor diesem Altar begonnen. Die Bürgerschaft huldigte ihrem göttlichen Herrn, indem sie sich durch ihre Patrone, St. Ursula und St. Gereon (auf den beiden Seitenflügeln, (Maria und die Heiligen Drei Könige (auf der Mitteltafel) am himmlischen Hof vertreten lässt. Die Pracht der Stoffe, die venezianischen Brokate und Schursamte, die Edelsteine symbolisieren die himmlische Herrlichkeit.
„Das Bild ist im Maßstab von oberitalienischen Fresken gemalt, aber mit der Präzision eines Niederländers. Lochner bringt die vornehmsten Elemente der beiden Malschulen souverän in sein zutiefst kölnisches Meisterwerk ein.“ so die Aussage von Arnold Wolff.
Im Jahre 1809 wurde Lochners großes Altarbild von der Ratskapelle mit Zustimmung der Stadtväter in den Dom überführt.
In den beiden letzten Wochen der Advents- und Fastenzeit ist das Dombild geschlossen.
Beachtung sollten wir auch den Bodenmosaiken der Vierung schenken. Sie gelten dem Kosmos, und seiner Wirkung auf das menschliche Leben, außerdem der räumlich-weltlichen und der geistlich-ständischen Ordnung der christlichen Welt (Mosaiken um den Hochaltar). Im Chorumgang ist die Geschichte des Erzbistums Köln zu sehen. Das große Mosaik am Anfang (Nordseite) zeigt Erzbischof Hildebold (gest. 819) mit dem Modell des Alten Doms, das Mosaik vor der Achsenkapelle Erzbischof Konrad von Hochstaden mit dem Grundrißplan des gotischen Doms. Das letzte Mosaik der Südseite ist den Kölner Erzbischöfen des 19. Jahrhunderts bis einschließlich Philipp Krementz gewidmet, unter dem das Mosaikprogramm vollendet wurde.
Einen Hauptanziehungspunkt bildet natürlich der Dreikönigenschrein, der nach dem Zweiten Weltkrieg seine Aufstellung hinter dem Hochaltar gefunden hat. Er hat die Form einer dreischiffigen Basilika. Außer den Gebeinen der Weisen aus dem Morgenland im unteren Teil nahm er im oberen Teil die Gebeine der Märtyrer Felix von Nabor und die des heiligen Gregor von Spoleto auf. Er ist 153 Zentimeter hoch, 119 Zentimeter breit und 220 Zentimeter lang. Fast fünf Jahrzehnte von 1181 bis 1230 dauerte die Arbeit am Schrein. Die Verehrung der Heiligen Drei Könige wurde dabei in die Heilsgeschichte integriert. Der Gesamtplan und die Ausführung der Prophetenfiguren wird dem Nikolaus von Verdun zugeschrieben. Stilgeschichtlich schließen sich die Figuren den zuletzt entstandenen Tafeln des Klosterneuburger oder Verduner Altars an, das erste Werk dieses Künstlers. Jeder der Propheten zeigt eine unverwechselbar, sofort wiedererkennbare Personalität. Die Mitte unter den Propheten nimmt jeweils ein König ein: rechts David, links Salomon. Diese Figuren repräsentieren die Zeit unter dem Gesetz. Die verlorengegangenen Rundfelder des unteren Dachs enthielten Szenen aus dem Leben Jesu. Die Apostel in den oberen Reihen repräsentieren die Zeit unter der Gnade. Den Figurenschmuck der Stirnseite schufen Kölner Goldschmiede in der Tradition des Heribertschreins aus purem Gold, das Otto IV. zusammen mit antiken Kameen und Gemmen 1204 für den Schrein gestiftet hat. Die dreifache Erscheinung Christi ist das Thema: das göttliche Kind vor den Heiden und den Heiligen Drei Königen, vor den Juden bei der Taufe im Jordan und vor allen Menschen im Gericht am Ende der Tage.
Die Szenen der Rückseite zeigen in der unteren Zone die Passion Christi, in der oberen die Aufnahme der Märtyrersoldaten Felix und Nabor durch Christus in den Himmel. Im Dreiecksfeld darunter erscheint die Büste Rainalds von Dassel, dem Erzbischof, dem Köln die Reliquien verdankt.
Auf dem Weg zur Schatzkammer kommen wir an einer Muttergottesstatue des 17. Jahrhunderts vorbei, die als Gnadenbild hohe Verehrung genießt.

Ob wir die Die Schatzkammer noch besichtigen, bezweifle ich. Trotzdem ein Überblick:
Die imposante Architektur der historischen Gewölberäume mit Resten der römischen Stadtmauer und Spolien vom Vorgängerbau des Domes sowie die neuerbauten Bereiche lassen zusammen mit dem neuen Präsentationskonzept die wechselvolle Geschichte der Kathedrale eindrucksvoll erlebbar werden.
Die beiden wichtigsten Reliquien, die die Schatzkammer birgt, sind die Petrusketten und der Petrusstab, beides Erwerbungen Erzbischofs Bruno I. (925 – 965) Die Petrusketten befinden sich in einer Reliquienmonstranz aus vergoldetem Silber (um 1500). Vom Petrusstab besitzt die Schatzkammer nur einen Teil. Den anderen hat sich im Mittelalter Trier erstritten (heute im Limburger Domschatz). Dies ist ein Zeichen dafür, dass diese Reliquie nicht nur der Verehrung diente, sondern auch einen Herrschaftsanspruch manifestierte. Der Petrusstab ist ein Stab in Form eines antiken Kugelzepters, das Signun der Konsulen der römischen Kaiserzeit. Da Konstantin der Große den Bischöfen den Rang und damit auch die Abzeichen dieser Würdenträger zubilligte, könnte es sich bei dem Stab um einen der ältesten Bischofsstäbe der abendländischen Kirche handeln.
Die Fülle der Schätze zu beschreiben, ist unmöglich. Hingehen und selber sehen. Erwähnenswert finde ich jedoch noch, dass sich hier auch noch der original Holzkern des Dreikönigenschreins befindet.
Achtung: Auch im Dom findet am Mittwoch um 12 Uhr eine Messe statt und dann kann nicht besichtigt werden.

Von der Domplatte wenden wir uns zum Wallraf-Platz. Hier ist heute das Museum für angewandte Kunst untergebracht. Ursprünglich befand sich hier das Wallraf-Richartz-Museum. Daran erinnern noch die sitzenden Bronzefiguren der Stifter: Wallraf und Richartz.
Durch die Drususgass kommmen wir zum Kolpingplatz. Hier gibt es eine kleine Grünanlage und unter den Bäumen, zwischen den Büschen stehen ein Teil der römischen Eifelwasserleitung und einige römische Sarkophage. Das Denkmal für den Gesellenvater Adolf Kolping erinnert daran, dass Kolping 1845 in der Minoritenkirche (im Krieg völlig zerstört) zum Priester geweiht, ab 1849 als Domvikar und Rektor dieser Kirche tätig war, in der er auch sein Grab gefunden hat. Kolping hatte das Schusterhandwerk erlernt, bevor er Priester wurde. Die Gründung der katholischen Gesellenvereine (Motto: „Tätige Liebe heilt alle Wunden, bloße Worte mehren nur den Schmerz“) hat sich in aller Welt bewährt.
Die Minoriten (Minderbrüder, schwarze Franziskaner) kamen bereits 1221 nach Köln.
Die ursprüngliche Kirche wurde im Krieg zerstört. Den Wiederaufbau nach demkrieg leiteten die Architekten Albert Weiss und Günter Hagen. Die neuen Fenster entwarf Helmut Kaldenhoff. Außer dem Grab des Gesellenvaters Adolf Kolping im südlichen Seitenschiff enthält die Minoritenkirche in ihrem Nordschiff auch die Grabtumba des Seligen Johannes Duns Scotus (1308 gestorben). Der Sarkophag für den schottischen „Doctur subtilis“, der über Oxford und Paris an das Studium generale der Minoriten nach Köln gekommen war und als einer derschafsinnigsten Theologen des Mittelalters galt, wurde 1957 von Josef Höntgesberg geschaffen.

Nur ein paar Schritte weiter und wir sind bei
St. Kolumba
Einmal um die Ecke und wir gehen am Museum vorbei um erst die Kapelle zu besichtigen:
Die Marienkapelle St. Kolumba ist eine in den Neubau (2007) des Erzbischöflichen Diözesanmuseums integrierte Andachtsstätte. Ihr Ursprung geht zurück auf das Jahr 980. Die kleine Kapelle ist vom modern gestalteten Museumsbau völlig umschlossen, verfügt aber über einen separaten Zugang. Das Bauwerk steht zwischen der westlich verlaufenden „Kolumbastraße“, der „Minoritenstraße“ im Norden und der Straße „Kolumbahof“ im Osten des Gebäudes. Der Eingang zur Kapelle liegt an der Südseite in der „Brückenstraße“. Einer Legende nach soll die heilige Kolumba von Sens, eine jungfräuliche Märtyrerin im Jahr 274 n. Chr. durch eine Bärin vor einer Vergewaltigung gerettet worden sein. Eingedenk dieser Legende, die in ihrer Verästelung auch einen Bezug zur frühen Stadt Köln aufweist, schuf Gottfried Böhm auch die Skulptur einer Bärin. Heute wacht sie, plaziert auf einem Vorsprung oberhalb des Einganges, über die Kapelle.
Die Kirche St. Kolumba wurde erstmals im Jahre 980 erwähnt. Sie war zu dieser Zeit noch eine von der „Domkirche“, dem 873 geweihten Vorgängerbau des heutigen Kölner Domes abhängige kleine einschiffige Kirche. Später, nach der Teilung der bischöflichen Einheitspfarre (Dompfarre), wurde sie selbstständige Pfarre. Auf eine frühe Datierung in die Zeit des 11. bis 12. Jahrhunderts verweist auch ein um 1837 ausgegrabener führomanischer Taufstein der Kirche. Nach der fast völligen Vernichtung der Kirche im Jahr 1943 blieb neben Teilen der spätmittelalterlichen Außenmauern lediglich eine Marienstatue erhalten. Dies inspirierte die Kölner Bürger bei der Namensgebung des in den 50er Jahren durch die Wiederaufbaugesellschaft der Stadt in Auftrag gegebenen Kapellenbaus.
Kapelle „Madonna in den Trümmern“.
1947 wurde dem Kölner Architekten Gottfried Böhm der Auftrag zum Bau einer Kapelle erteilt. So entstand schon in der frühen Nachkriegszeit (1947-1950) in den Ruinen eine achteckige, zeltartige, eingeschossige Marienkapelle. Im Jahr 1956/57 wurde diese um eine sich unmittelbar an der Nordseite anschließende, quadratische Sakramentskapelle erweitert

Altar und Chor der Marienkapelle
Das Kirchengelände mit der Ruine St. Kolumba galt vielen Kölnern als Mahnmal der Schrecken des letzten Weltkrieges. Umgeben von einem Umfeld mit anspruchsvoller Neubebauung wurde nach den Plänen des Schweizer Architekten Peter Zumthor ein die Nachkriegskapelle vollständig integrierendes Bauwerk als neuer städtebaulicher Akzent geplant und verwirklicht. Der Neubau bezieht sowohl die Fundamente der im Zweiten Weltkriegzerstörten romanischen Kirche St. Kolumba als auch die von dem Kölner Architekten Gottfried Böhm an ihrer Stelle erbaute Kapelle Madonna in den Trümmern ein.
Die Grundsteinlegung für den Neubau erfolgte am 1. Oktober 2003, die Eröffnung des neuen Diözesanmuseum fand am 15. September 2007 statt.
Ein Dreiklang von Ort, Sammlung und Architektur. Zweitausend Jahre abendländischer Kultur sind in einem Haus zu erleben. In der Kunst mit Werken der Spätantike bis zur Gegenwart.
Kolumba (Museum) ist das Kunstmuseum des Erzbistums Köln und neben dem Wallraf-Richartz-Museum das älteste Museum in Köln.
Das Museum wurde 1853 vom Christlichen Kunstverein für das Erzbistum Köln gegründet und ging 1989 in die Trägerschaft des Erzbistum Köln über. Ausgehend von der traditionellen Sammlungsstruktur des 1853 gegründeten Diözesanmuseums versteht sich Kolumba als Kunstmuseum in kirchlicher Trägerschaft, das jenseits aller Sparten und Spezialisierungen Fragen künstlerischer Gestaltung umfassend darstellen möchte. Als Museum der Nachdenklichkeit sieht sich Kolumba als ein Angebot zur Auseinandersetzung mit dem zur Kunst gewordenen Leben.

PRÄAMBEL DER AUSLOBUNG DES ARCHITEKTURWETTBEWERBS 1997:
Realität und die Würde des Vorhandenen, eine raumschaffende Architektur, zurückhaltende und langlebige Materialien, ein Minimum an Technik, Einfachheit und Funktionalität im Detail, eine sorgfältige und materialgerechte Ausführung, einen selbstverständlichen Ort für die Menschen und die Kunst“

Das lebende Museum unterscheidet nicht zwischen ständiger Sammlung und Wechselausstellung. Es zeigt in jährlich mehrfachem Wechsel Werke der eigenen Sammlung in sich verändernden Kontexten. Charakteristisch für das fast private Ambiente sind das Fehlen von Objektbeschriftungen sowie das Miteinander der Werke unabhängig von chronologischen, stilgeschichtlichen oder medialen Zusammenhängen. Stets versucht die Präsentation die Präsenz des Kunstwerks zu realisieren. Von wenigen Hauptwerken abgesehen, die als identifizierende Werke immer an ihrem Ort sind, ist gleichzeitig nur eine Auswahl der Sammlung ausgestellt, deren Inszenierung wechselnden Gesichtspunkten folgt.
Ein Tipp: Unbedingt das Museum ansehen! Es weicht von allem bisher Gesehen ab und die Spannung zwischen alt und neu ist überraschend und gut gelungen! Und alleine schon das Bauwerk! Alles edel! Superedel!
Öffnungszeiten von 12 Uhr bis 17 Uhr
Wie wäre es nun mit einem Bummel durch Manufaktum?
Hier lautet das Motto: Es gibt sie noch die guten alten Dinge.
Wir machen den Bummel!

Danach haben wir von Besichtigungen erst mal genug, Hunger! Das Brauhaus Sion ist unser nächstes Ziel.

Wir queren die Hohestraße, besichtigen im Innenhof von „An Farina“ den Frauenbrunnen.
Hier steht ein Terrakottabrunnen, der von Anneliese Langenbach gestaltet wurde. Er zeigt Kölner Frauen im Wandel der Zeiten. Es geht der Künstlerin nicht um einzelne historische Persönlichkeiten als Repräsentanten ihrer jeweiligen Epoche. Sie stellt vielmehr anonyme Frauen dar. So reihen sich, frontal ausgerichtet, Reliefs von zehn Frauen aus dem 2000jährigen Köln nebeneinander: die Ubierin des 1. Jahrhunderts neben der Römerin und die Fränkin, die Kölnerin des Mittelalters, die hl. Ursula, neben der Jüdin aus dem 15. Jahrhundert, die Niederländerin aus der Zeit um 1600, die Italienerin (18. Jahrhundert) und die Preußin des 19. Jahrhunderts neben der Kölnerin der Gegenwart. Die Brunnenstele gibt damit auch Zeugnis von Kölns Ruhm als ethnischer Schmelztiegel.
Wir verlassen den Innenhof und betreten den Rathausvorplatz.
Das Overstolzenhaus
lassen wir rechts liegen, das einzige romanische Patrizierhaus Kölns. Während andere Kölner Wohnbauten staufischer Zeit nur aus Abbildungen bekannt sind, konnte das von der Patrizierfamilie Overstolz um 1220/30 gebaute Haus zumindest äußerlich in den alten Formen wiedererrichtet werden. Im Laufe der Zeit wechselte es wiederholt den Besitzer und damit auch den Namen. So diente es zeitweise der Börse sowie der Industrie- und Handelskammer als Domizil. Damals hieß das Gebäude Tempelhaus. Wegen der Bedeutung des Gründergeschlechts der Overstolzen setzte sich schließlich der ursprüngliche Name durch.
In seiner Vornehmheit kann sich dieses Haus mit italienischen Patrizierhäusern vergleichen. Der Wille zur Repräsentation spiegelt sich in seiner Schauwand. Sakrale und profane Bauformen werden zu einem Ganzen verschmolzen. Die beiden unteren, fünfachsigen Geschosse dienten vermutlich als Wohnräume. Darüber befinden sich vier weitere Speichergeschosse im hohen Stufengebiebel. Wiewohl die Bauweise noch romanisch ist, lässt sich in der Auflösung der Mauer in dichte Fensterreihen schon die Nähe zur Gotik spüren. Noch stärker wirkte sich der Einfluss der Gotik in den Kreuzstockfenstern aus.
Von der
Mikwe
auf dem Rathausvorplatz sehen wir leider nichts, da sie zur Zeit eingerüstet ist. Jedoch:
Die mittelalterliche jüdische Gemeinde Kölns gehörte zu den angesehensten und größten in ganz Deutschland. Die Juden, die auf den Schutz des Königs beziehungsweise des Kaisers angewiesen waren, siedelten auf dem königsfreien Grund, dem ehemaligen fränkischen Königsgut an der Ostseite des alten römischen Stadtzentrums.
Nach Verfolgungszeiten während des Ersten Kreuzzugs (1096-1099) und, noch schlimmer, nach dem ersten Auftreten der Pest, 1348, bauten sie ihre Gemeindebauten – Synagoge, Bade- und Backhaus, Gemeinschaftshaus und Hospiz – stets am gleichen Ort auf. Mit der Ausweisung 1424 kam auch das Ende der mittelalterlichen jüdischen Gemeindebauten. An die Stelle der Synagoge trat die im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe zerstörte Ratskapelle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Lage des jüdischen Gemeindezentrums durch die Ausgrabungen von Otto Doppelfeld und Eberhard Kühnemann ermittelt. Die Mikwe (Badehaus) wurde für den Besuch zugänglich gemacht. Der provisorische Zugang wurde im Sommer 1988 durch eine Glaspyramide ersetzt.
Mikwe bedeute „Sammlung“ des lebendigen Wassers, das heißt des Quell- oder Grundwassers zum Zwecke der kultischen Reinigung. Die Mikwe ist somit das jüdische Kultbad. Die Kölner Mikwe, die mit den Kultbädern in Worms und Speyer verwandt ist, dürfte um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden sein.
Der Rathausplatz,
so wie er sich uns heute darstellt, hat er wenig mit der ursprünglichen Gestaltung vor der Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg gemein. Zuerst als „Haus der Bürger“, dem späteren Rathaus errichtet, entsprang dem Wunsch nach Selbständigkeit und Unabhängigkeit gegenüber dem Erzbischof als Stadtherrn. Auf dem gleichen königsfreienGrund, auf dem die Juden siedelten, errichtete die „Richerzeche“, der die wohlhabenden Kaufleute angehörten, ein Bürgerhaus (erstmals 1130) erwähnt. Erst nach der Erlangung der Unabhängigkeit vom Erzbischof, 1288, konnten die Gewinner, die Patrizier, das Rathaus zu einem prachtvollen Bau mit langem Saal gestalten. Ein Jahrhundert später wurde ihre Macht von den Zünften gebrochen, die ihrerseits den Ratsturm bauten. So spiegeln sich im Rathaus die Wandlungen und Tendenzen des jeweiligen politischen Bewusstseins. Es kann daher nicht überraschen, dass das Rathaus kein Einzelbau ist, sondern aus einer Gruppe von Gebäuden besteht, die sich um den Rathausplatz als Innenhof gruppieren. Nach dem Wiederaufbau sieht manches wesentlich anders aus, als es sich früher dem Betrachter dargeboten hat. Einiges ist überhaupt nicht wieder hergestellt worden, so die Ratskapelle, für die Stefan Lochner den „Altar der Kölner Stadtpatrone“, das sogenannte Dombild malte. Anderes entstand gänzlich als Neubau, wie der Spanische Bau, der mit seinem Vorgänger nur noch den Namen gemein hat.
1407 bis 1414 errichteten die Zünfte als Zeichen der städtischen Freiheit den mächtigen 61 Meter hohen Ratsturm. Sein architektonischer Aufbau ist dem der Domtürme insofern nicht unähnlich, als sein Erdgeschoss und die beiden Obergeschosse vierkantig, die darauf aufgehenden Geschosse achteckig sind. Die 159 Steinstatuen, die sein Äußeres schmückten, gaben im eine fast sakrale Wirkung. Nach der architektonischen Wiederherstellung des Turms 1975 konnte auch an die Schaffung eines neuen Skulpurenprogramms gedacht werden, das ausfür Köln bedeutenden Persönlichkeiten bestehen sollte. Nach kontroverser Diskussion einigte man sich auf insgesamt 124 Personen, unter denen 18 Frauen sind. 1995 fand die Aufstellung der Skulpturen mit einem Ratsturm-Fest ihren Abschluss. Dieser Veranstaltung, unter anderem auch mit Beiträgen von Beikirchner, wohnten Manfred und ich bei.
Und oh Graus: Nahezu alle Standbilder haben zur besseren Haltbarkeit eine Acrylharzvolltränkung erhalten. Diese Versiegelung führte jedoch bereits nach kurzer Zeit zu großen Schäden. Die Stadt musste die Skulpturen deshalb nach nur zehn Jahren abmonieren. Anfang 2008 begannen die Bildhauer mit der Ausführung von neuen Figuren. Die neuen Skulpturen sollten exakte Kopien der Vorgänger werden, diesmal aus dem französichen Kalkstein Savonnières.
Vor dem Rathaus ist eine große, bunte Hochzeitsgesellschaft versammelt. Nach Befragung wird uns mitgeteilt, dass Kölns beliebtester Standesbeamter heute geheiratet hat.
Aber nun ist kein Halten mehr: Hunger! Brauhaus Sion ist zum Glück nah dabei und wir bekommen draußen einen Tisch.
Gestärkt bummeln wir auf dem Rückweg zum Wagen, der in der Tiefgarage unter dem Dom steht zum
Ostermannbrunnen.
Er erinnert an den Liedersänger des Kölner Karnevals, Willi Ostermann (1876 – 1936), der gelernter Stereotypeur und Galvanoplastiker war. In seiner Freizeit tingelte er über die Dörfer rund um Köln und trat als Volkskünstler und Sänger auf Kirmessen und Vereinsfesten auf. 1907 gelang ihm der Durchbruch mit dem Lied „Dem Schmitz sing Frau es durchjebrannt“. In vielen Liedern erwies er sich als genauer Beobachter und glänzender Schilderer des kölschen Milieus. Er arbeite mit dem Pianisten Emil Palm zusammen, dessen Schwester Käthe 1911 seine Frau wurde. (Vielleicht auch daher das Lied „Bei Palms do es die Pief verstopp“* ?). In seinem Todesjahr entstand sein berühmtestes Lied „Heimweh nach Köln“, die Kölner „Nationalhymne“ mit dem Schlussvers, den so viele voll Sehnsucht singen: „Ich möchte zo Foß noh Kölle jon“
Der 1974 umgestaltete Ostermannbrunnen ist umgeben von einer Plastikgruppe, die aus Figuren, die Ostermanns Karnevalsliedern entnommen wurden und die Inschriften des Brunnens spielen auf Karnevalslieder Ostermanns an.
Hier kann ich auch anmerken, dass ich keine Stadt in Deutschland kenne, in der das Heimatgefühl für seine Stadt so hoch gehalten und so besungen wird wie hier.
Die vielen neuen Gruppen, angefangen von den „Bläck Föss über die Höhner, Paveier, Räuber, Brings und wie sie alle heißen halten diese Tradition hoch.
Kompliment!
Bei der Familie Palm ist das Ofenrohr verstopft.

Eine weiter Besonderheit ist die
Schmitzsäule.
Durch sie lässt der Bauunternehmer Jupp Engels daran erinnern, dass das Marktviertel im Altertum eine Rheininsel war. Seiner Meinung nach war sie Treffpunkt römischer Legionäre und Ubiermädchen, aus deren Verbindung dann der Urkölner, Schmitz, hervorging.
Und nur wenige Schritte entfernt befinden sich die lebensgroßen Bronzefigurgen von
Tünnes und Schäl. Werke von Wolfgang Reuter von 1974. Gegensätzliche Wesenzüge des Kölners sind in diesen beiden Gestalten verkörpert. Tünnes ist der Gutmütige, allerdings auch etwas Phlegmatische, Schäl der Gerissene. Einer bedarf des anderen zu seiner Ergänzung. Beide Gestalten entstammen dem Stockpuppentheater des Johann Christoph Winter (1772 – 1862). Während Tünnes seit den Anfängen des Theaters, um 1800, mit von der Partie war, betrat sein listiger Kontrahent, der Stadtmensch Schäl, Winters Bühne erst ein halbes Jahrhundert später, um 1850.

Wir schlendern an Groß Sankt Martin vorbei und schauen auch in die Kirche rein:
Der Heilige Martin, dem im alten Köln gleich zwei Kirchen geweiht waren, Groß St. Martin und Klein St. Martin beim Heumarkt, gehört seit alters her zu den populärsten Heiligen, der auch besonders viele Legenden nach sich zog. Er putzte angeblich seine Schuhe selbst, teilte seinen Mantel mit dem Bettler, versteckte sich bescheiden als er zum Bischof gewählt werden sollte, so dass erst eine schnatternde Gans ihn verraten musste. (Die „Martinsgans“ hat so ihren Ursprung.) Er lebte von 316 – 397 und war zuerst ein römischer Krieger, später Priester. Martin war schon bald nach seinem Tod ein außerordentlich populärer Heiliger und es wurden ihm sehr viele Kirchen im Frankenreich, das heutige Frankreich und ein Teil von Deutschland, geweiht. Man kann fast als Faustregel annehmen, dass eine dem hl. Martin geweihte Kirche bereits in fränkischer Zeit, also im 5. – 8. Jahrhundert, gegründet wurde. Auch für Groß St. Martin glaubte man an eine Gründung in dieser Zeit und so steht z.B. im ersten Kölner Stadtführer aus dem Jahre 1828, dass die große St. Martinskirche ein uraltes im Jahre 690 gegründetes Gebäude sei. Jedoch die erste richtig echte Nachricht stammt erst aus dem 10. Jahrhundert, aus einer alten Chronik des Klosters Lorsch, in der der Kölner Erzbischof Bruno als Gründer eines Herrenstift St. Martin in Köln genannt wird. Im Testament dieses Erzbischofs, der 965 gestorben ist, erhält auch die Martinskirche Geld zum Bau.
Durch die starke Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg aber war es möglich, unter Groß-St. Martin zu graben und so wissen wir, dass die Vorgeschichte auf diesem Platz bis in die Römerzeit zurückreicht. Unter der Kirche sind heute die wichtigsten Teile dieser Ausgrabungen in einer neu angelegten Krypta zu besichtigen.
In römischer Zeit war das gesamte Gebiet zwischen der Hohenzollernbrücke und der Drehbrücke zum Rheinauhafen eine Insel, die durch einen Rheinarm von der römischen Stadt getrennt war. Dieser Rheinarm floss ungefähr auf dem Gelände des Altermarktes und zwischen der Martinstraße und ihrer Verlängerung und dem Heumarkt. Auf dieser Insel, die in ihrer Mitte das römischen Prätorium hatte, anstelle des heutigen Rathauses, wurde eine Sportanlage mit Schwimmbecken gebaut, die jedoch keinen sehr langen Bestand hatte. Vermutlich hat ein Hochwasser dieses Sportzentrum zerstört, und ca. 50 Jahre später, also im 1. Drittel des 1. Jahrhunderts nach Christus, wurde das ganze Gelände um ungefähr 2m aufgeschüttet und neu bebaut. Auf diesem wichtigen Grundstück entstanden vier große Lagerhallen für den Hafen, die ungefähr die Platzfläche des alten Sportzentrums einnahmen und um einen Innenhof angeordnet waren. Es war in römischer Zeit ungefähr derselbe Zustand, wie er heute durch die Kirche und die nördlich anschließenden Neubauten um den Innenhof entstanden ist.
Im 5. Jahrhundert besiegten die Franken die Römer und übernahmen die Herrschaft in Köln. Bei dieser fränkischen Eroberung ist ja sonst in Köln einiges zerstört worden, anscheinend diese Lagerhallen nicht. Sie wurden durch Verschönerungen am Bau aufgewertet und vermutlich vornehmer genutzt und schließlich zu einer Kirche umgewandelt. Vielleicht war also die Kölner Martinskirche doch auch eine fränkische Gründung in einem bestehenden römischen Bau und der Abt Oliver Legipont hat im 18. Jahrhundert doch nicht so schlecht geschwindelt, wenn er den Beginn dieser Kirche um 690 angibt.
Eine wechselvolle Geschichte begleitet diese Kirche, die wohl im 10. Jahrhundert von Erzbischof Bruno neu erbaut wurde und in ein Stift mit Benediktinermönchen aus Schottland, in anderen Reiseführerin liest man aus Irland, umgewandelt wurde. Der etwa 1150 bis 1250 errichtete oder umgewandelte Bau gilt als ein Hauptvertreter der staufischen Romanik im Rheinland.
Im 10. Jahrhundert hatte sich auch die Umgebung der Martinskirche verändert. Im Laufe der Jahrhunderte war nämlich der Rheinarm immer kleiner geworden und schließlich wohl ziemlich versumpft, bis er im 10. Jahrhundert ganz zugeschüttet wurde. Nun lag die Martinskirche nicht mehr auf einer Insel. Auf dem Gelände des ehemaligen Rheinarms wurde unter anderem der Altermarkt angelegt.
Machen wir einen großen Sprung in die Jetztzeit dann bleibt zu sagen, dass auch diese Kirche im Zweiten Weltkrieg sehr stark zerstört wurde und man sich bemüht hat, dem ursprünglichen Bau gerecht zu werden. Wegen seiner Bedeutung für das Kölner Stadtbild wurde der mächtige Vierungsturm zuerst wiederaufgebaut. 1963 wurde er fertiggestellt. Die Wiederherstellung des Langhauses, das ein sehr hohes Gewölbe hat, das um 1235 – 1240 entstand und deshalb schon etwas gotisch wirkt, dauerte nochmals zwei Jahrzehnte. Erst Weihnachten 1984 konnte Groß St. Martin wieder dem Gottesdienst übergeben werden.
Sehr schön ist auch der zierliche Laufgang über den Arkaden. Man nennt solche Laufgänge Triforien. Das Wort kommt aus dem Alt-Französischen und bedeute soviel wie „durchbrochene Arbeit“. Von der ursprünglichen Ausmalung sind nur noch Fragmente erhalten. Steht man inmitten der Vierung, so entdeckt man, dass Groß St Martin als tetrakonchaler Zentralraum konzipiert ist, das heißt als ein Raum, der in die vier Rundungen eines Kleeblatts übergeht, wobei freilich die vierte Rundung durch das Langhaus ersetzt wird. Wie ein Baldachin ruht die Hängekuppel der Vierung auf vier Säulenbündeln. Die Rundbögen verbinden die Vierung mit den tonnengewölbten rechteckigen Räumen der Zwischenjoche, die zum Dreikonchenchor und zum Langhaus überleiten.
Zentrale Bedeutung besitzt der Hochaltar. Er steht auf einer zweistufigen Estrade inmitten der Vierung. Ein Lorbeerkranz, der das Christusmonogramm umfasst, schmückt ihn. Über dem Altar schwebt ein dem Barbarossaleuchter des Aachener Doms nachempfundener Radleuchter, der eine zentrierende Wirkung hat und an das Himmlische Jerusalem erinnert. Um den Altar haben 1987 Joachim und Margot Schürmann einen Schmuckfußboden nach Enwürfen von August Ottmar von Essenwein mit allegorischen Fraugestalten, Personifikation der acht Seligpreisungen der Bergpredigt gelegt.
Ein Mosaikfragment mit dem Motiv der „sieben fetten Kühe“, das heute zusammen mit einer 1984 erworbenen Holzskulptur (Christus am Kreuz? ) im südlichen Seitenschiff der Kirche seinen Platz gefunden hat, soll an das Leben der irischen Äbtissin Brigida erinnern, der einst die Pfarrkirche bei Groß St. Martin geweiht war. Als Gründerin und Vorsteherin des Doppelklosters Kildare in Irland war die Heilige wegen ihrer Gastfreundschaft und Armenfürsorge hochgeschätzt.
Außer dem Hochaltar schuf Winter auch den Tabernakel und dem Sakramentsaltar in der Ostnische der nördlichen Konche und den Deckel für das staufische Taufbecken, das in der Taufkapelle des nördlichen Seitenschiffs vor der „Kreuzigungsgruppe“ von 1509 steht. Seitlich des Taufsteins ist in einer Nische des nördlichen Seitenschiffs die Grablegungsgruppe plaziert. Die Gewänder der Trauernden entsprechen der Mode der Renaissance.
Das um 1530 gemalte Dreikönigstriptychon, ein Seitenaltar des südlichen Zwischenjochs, gehört noch zur alten Ausstattung. Es wurde offensichtlich von dem um 1460 für die Kirche St Kolumba geschaffenen Dreikkönigsaltar des Rogier van der Weyden (heute in der Alten Pinakothekin München) angeregt.

Danach steigen wir einige Treppen hinab und betrachten die Skulpturen am Rote-Funken Plätzchen.
Der Bildhauer Heribert Kreiten und der Architekt Karl-Heinz Kreiten, beide Mitglieder des Karnevalsvereins „Kölsche Funke rut-wieß“ schufen dieses Denkmal, das anlässlich des 150 jährigen Bestehens der Roten Funken, 1973 enthüllt wurde. In der Mitte des Denkmals ist eine Platte mit dem sogenannten Funken-Eid zu sehen, außerdem links das Relief einer Marketenderin, das Funkenmariechen, und rechts das zweier Roter Funken (Stadtsoldaten).
Hier sollte man vielleicht auch die Mentalität der Kölner erläutern. Sie waren stets unbeugsam. Erst schüttelten sie im Mittelalter die Herrschaft der Erzbischöfe ab, so dass diese eine Aufenthaltsgenehmigung brauchten, um ihre Stadt betreten zu dürfen. Und als dann die Preußen auch die Rheinlande im Paradeschritt regieren wollten, funktionierte man kurzerhand das militärische Gebaren um zum Karneval und drehte der Obrigkeit eine Nase. Bis heute sind im Karneval (fast) alle Regeln aufgehoben, das Kölner Stadtoberhaupt gibt die Macht ab – und dann wird gefeiert.

Wir sind am Fischmarkt angelangt. Hier steht auch das Stapelhaus,
das einst als Fischkaufhaus (1558/61) errichtet wurde. Es war ein typisch kölnisches, sehr sachliches Bauwerk, das in seiner Zweischiffigkeit und mit den Keuzfenstern und Eckwarten an den mehr als 100 Jahre älteren Bau des Gürzenich erinnerte. Erst im 19. Jahrhundert diente das Fischkaufhaus als Stapelhaus und erhielt daher seinen Namen. Da aber im Zuge der Revision der Zollbestimmungen und der Sicherstellung eines freien Handels Köln das Stapelrecht 1831 vollständig aufgeben musste, benötigte man kein Stapelhaus mehr.
Das kriegszerstörte Stapelhaus wurde unter Bewahrung des glücklicherweise erhalten gebliebenen Treppenturms 1965 bis 1967 in vereinfachter Form wiederaufgebaut. Heute ist darin das Haus des Handwerks untergebracht. Das Erdgeschoss dient dem Berufsverband der Bildenden Künstler zu Ausstellungen.
Entlang des Rheins gehen wir an der Philharmonie und dem Römisch-Germanischen Museum vorbei mit einem Abstecher noch in den Dom zum Wagen.

Von weitem sehen wir den Heinzelmännchen-Brunnen vor dem Brauhaus Früh.
Er wurde 1899 anläßlich des 100. Geburtstages von August Kopisch, der die Heinzelmännchen Sage aus dem Siebengebirge nach Köln übertragen hat, errichtet. Heinrich Renard hat ihn architektonisch gestaltet. Die Figuren stammen von seinem Vater Edmund.
Der Sage zufolge übernahmen Heinzelmännchen, freundliche Zwergengeister, die Arbeiten der Handwerker. Dies zeigen die Szenen der Reliefs, die links und rechts von der Brunnenschale in die anschließende Brüstungsmauer eingelassen sind: Der Küfer, der Zimmermann, der Bäcker, der Fleischer und der schlafende Schneider. Eine neugierige Schneidersfrau wollte die Heinzelmännchen bei ihrem Tun beobachten und streute Erbsen auf die Treppe.
Wie beabsichtigt, glitten die Heinzelmännchen aus, stürzten und polterten die Treppe hinunter. Die Schneidersfrau eilte mit ihrer Laterne herbei, doch die erzürnten Heinzelmännchen verschwanden für immer.

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